Amerikanische Kampfverbände rücken zu Beginn der dritten Kriegswoche immer näher an die irakische Hauptstadt Bagdad heran. Die Truppen hätten inzwischen den Stadtrand der Fünf-Millionen-Metropole erreicht, sagte der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon. Nach Angaben des US-Zentralkommandos in Doha (Katar) gibt es zunehmend Beweise dafür, dass das Regime von Saddam Hussein Militär und Bevölkerung im größten Teil des Iraks nicht mehr kontrollieren könne. Dagegen erklärte der irakische Informationsminister Mohammed Sajjid el Sahhaf in Bagdad, "die Söldner" seien nicht in der Nähe der Haupstadt und hätten bislang keine irakische Stadt unter ihrer Kontrolle. "Der Kampf geht weiter", sagte der Minister.
"Vorsichtig optimistisch"
US-General Vincent Brooks sagte in Doha, die US-Streitkräfte gingen "vorsichtig optimistisch" in den Kampf um Bagdad. Man könne aber die weitere Entwicklung nicht konkret voraussagen. "Sicherlich liegen noch schwere Kämpfe vor uns", unterstrich der General. "Der Krieg ist noch nicht vorbei." Hoon meinte niemand dürfe die Aufgabe unterschätzen, die noch vor den Alliierten liege. Festhalten könne man aber: "Unser Zugriff auf den Irak verstärkt sich." Bisher hätten die Alliierten insgesamt 9000 Kriegsgefangene gemacht.
Irak verkündet Abschüsse eines Flugzeugs und zweier Hubschrauber
Der irakische Informationsminister El Sahhaf sagte vor der Presse in Bagdad: "Heute werden wir ihnen die Lektion erteilen, die sie verdient haben." Er warf den "Invasoren" vor, die eigenen Soldaten und ihre Familien zu belügen, indem sie die wahre Zahl der getöten Soldaten verheimlichten. In den vergangenen 24 Stunden hätten die Iraker ein F-18-Kampfflugzeug, einen "Apache"- Hubschrauber und eine "Chinook"-Transportmaschine abgeschossen.
BBC berichtet von einem "Black Hawk Down"
Nach Berichten des britischen Senders BBC wurden über dem Zentralirak bei Kerbela ein US-Hubschrauber vom Typ Blackhawk und ein US-Kampfjet abgeschossen. Beim Abschuss des Helikopters seien sieben Soldaten ums Leben gekommen, berichtete der US-Sender CNN unter Berufung auf das Pentagon. Nach dem Piloten des US-Kampfbombers vom Typ F/A 18 Hornet werde noch gesucht.
Alliierte setzen umstrittene Streubomben ein
Amerikaner und Briten setzen nach britischen Medienberichten inzwischen auch Streubomben ein. Wegen ihrer verheerenden Wirkung verlangen Menschenrechtsorganisationen seit langem deren Ächtung. El Sahhaf sagte, bei einem Streubomben-Angriff auf den Bagdader Stadtteil El Durra seien am frühen Donnerstagmorgen 14 Menschen getötet worden. Insgesamt seien bei Luftangriffen in der Hauptstadt seit Mittwoch 19 Zivilisten getötet und rund 200 Menschen verletzt worden.
B-52-Bomber haben nach den Berichten neuartige Streubomben auf Panzer der Republikanischen Garde vor Bagdad abgeworfen. Es seien sechs zielgesteuerte 454-Kilogramm-Bomben des Typs CBU-105 eingesetzt worden. Jede habe zehn panzerbrechende Kleinbomben getragen, die an Fallschirmen auf irakische Panzerkolonnen niedergegangen seien. Britische Truppen setzten nach BBC-Angaben bei Basra Streubomben ein.
Basra von drei Seiten eingeschlossen
Die Millionenstadt Basra im Süden des Landes ist nach BBC-Angaben von drei Seiten eingeschlossen. Der britische Verteidigungsminister Hoon sagte, die Briten hätten mittlerweile wichtige Vororte der zweitgrößten irakischen Stadt eingenommen. "Zu einem Zeitpunkt unserer Wahl werden wir weiter in die Stadt vorrücken", sagte er. Der arabische TV-Sender El Arabija berichtete, Hunderte von Zivilisten hätten nach dem Beschuss eines Wohnviertels die Stadt verlassen.
Angeblich Raketeneinschlag im Krankenhaus
Nach irakischen Angaben schlug in Bagdad eine Rakete in einen Gebäudekomplex des irakischen Roten Halbmondes ein, zu dem eine Geburtsstation gehört. Dabei seien mindestens 15 Menschen verletzt worden, darunter mehrere Ärzte.
Befreite Kriegsgefangene Lynch in Deutschland eingetroffen
Eine von den Amerikanern aus irakischer Gefangenschaft befreite 19 Jahre alte US-Obergefreite, Jessica Lynch, traf kurz nach Mitternacht auf dem pfälzischen US-Militärflughafen Ramstein ein. Die schwer verletzte Soldatin kam aus Kuwait. Sie werde im US-Militärhospital in Landstuhl bei Kaiserslautern behandelt, teilte das Krankenhaus mit.
Weiter Streit um die Rolle der UN
Die Rolle der Vereinten Nationen nach dem Krieg im Irak bleibt zwischen den USA und ihren meisten Bündnispartnern umstritten. US-Außenminister Colin Powell und sein britischer Kollege Jack Straw wollten sich bei einem Treffen mit ihren Kollegen aus NATO und EU nicht auf eine führende Rolle der UN nach Ende des Krieges festlegen, wie sie die Mehrzahl der europäischen Staaten fordert. Frankreich und Deutschland wollen noch keine Diskussion über den Wiederaufbau führen, solange die Kämpfe andauerten.