Ein französischer Zeitungsbericht hat am Wochenende erneut Spekulationen über den Tod von Osama bin Laden ausgelöst. Der Al-Kaida-Chef sei Ende August in Pakistan an Typhus gestorben, berichtete die in Nancy erscheinende Regionalzeitung "L'Est Republicain" unter Berufung auf Geheimdienstquellen. Ebenso wie die französische und die US-Regierung dementierte auch Saudi-Arabien den Bericht umgehend. Das Magazin "Time" zitierte ungenannte saudi-arabische Kreise, denen zufolge Bin Laden schwer erkrankt und möglicherweise bereits tot sei.
Die saudiarabische Botschaft in Washington erklärte, das Königreich habe keine Informationen, die den Bericht der französischen Zeitung stützten. Die Angaben seien rein spekulativ und könnten nicht unabhängig überprüft werden. "L'Est Republicain" hatte einen angeblichen Bericht des französischen Auslandsgeheimdienstes veröffentlicht, wonach Saudi-Arabien vom Tod Osama bin Ladens überzeugt sei. Das Papier sei auch Präsident Jacques Chirac und Ministerpräsident Dominique de Villepin vorgelegt worden.
"Kein Kommentar" von Rice
Chirac sagte nach einem Gipfeltreffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Wladimir Putin am Samstag, der Tod Bin Ladens "ist in keiner Art und Weise bestätigt worden". Die Regierung in Paris leitete eine Untersuchung ein, wer das vertrauliche Dokument an die Presse lanciert haben könnte. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte in New York: "Kein Kommentar, keine Kenntnisse." In US-Geheimdienstkreisen hieß es, der Bericht sei nicht glaubhafter als frühere Gerüchte über den Tod Bin Ladens. In pakistanischen Regierungskreisen hieß es, Pakistan habe von keiner ausländischen Regierung Informationen erhalten, die den Bericht bestätigten.
In westlichen Diplomatenkreisen wurde es als sehr unwahrscheinlich angesehen, dass saudiarabische Geheimdienste die erste Adresse für derartige Informationen seien. "Und selbst wenn Saudi-Arabien Informationen hätte, würde sie diese an die USA weiterleiten und nicht an Frankreich", hieß es.
In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Medienberichte und Spekulationen gegeben, wonach der gebürtige Saudiaraber Bin Laden tot, schwer verletzt oder erkrankt sei. In der "L'Est Republicain" hieß es: "Die von den Saudis gesammelten Informationen legen nahe, dass der Chef von Al-Kaida einem schweren Fall von Typhus zum Opfer fiel, als er am 23. August 2006 in Pakistan weilte". Die saudischen Geheimdienste hätten am 4. September von der Nachricht erfahren. Sie wollten aber noch weitere Daten sammeln, bevor sie eine öffentliche Mitteilung machten.
"Time" berichtet mit ähnlichem Tenor
Derweil berichtete das Magazin "Time" auf seiner Internetseite unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Vertreter Saudi-Arabiens, Bin Laden leide an einer durch Trinkwasser übertragenen Krankheit und sei möglicherweise schon tot. Regierungsvertreter hätten in den vergangenen Wochen etliche Berichte dieser Art erhalten, es gebe aber keine eindeutigen Beweise.
Bin Laden gilt als Drahtzieher der Flugzeuganschläge in den USA, bei denen am 11. September 2001 rund 3000 Menschen getötet worden waren. Der Extremist wird im Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan vermutet. Er hatte sich nach den Attentaten mehrfach mit Tonaufnahmen an die Öffentlichkeit gewandt und den USA mit neuen Anschlägen gedroht.