Parlamentswahlen in Ägypten Warteschlangen vor den Wahllokalen

Für hohe Wahlbeteiligung war Ägypten bisher nicht gerade bekannt. Bei der ersten Wahl nach dem Sturz Husni Mubaraks scheint sich das zu ändern: Vor den Urnen herrscht großer Andrang. Doch es gibt auch schon Unregelmäßigkeiten.

Mit sehr großem Andrang vor den Urnen hat am Montag die erste ägyptische Parlamentswahl seit dem Sturz von Präsident Husni Mubarak begonnen. Vor vielen Wahllokalen in der Hauptstadt Kairo bildeten sich lange Warteschlangen. Die Wahlbüros öffneten am Morgen um 08.00 Uhr Ortszeit. Zusätzlich zur Polizei bot der herrschende Militärrat auch Soldaten auf, um die Schulen, in denen gewählt wurde, zu sichern.

Beobachter meldeten, in einigen Wahlbezirken habe die Wahl nicht pünktlich begonnen, weil die Richter, die dort Aufsicht führen sollten, nicht rechtzeitig erschienen. Vielerorts verstießen Parteimitglieder gegen das Verbot, vor den Wahllokalen für ihre Kandidaten zu werben. Vor allem Anhänger der islamistischen Partei der Freiheit und Gerechtigkeit verteilten Flugblätter.

In Ägypten war die Wahlbeteiligung in der Mubarak-Ära bisher immer sehr niedrig gewesen. Bei der letzten Parlamentswahl 2010 hatte sie offiziell bei 35 Prozent gelegen. Beobachter hatten jedoch damals vermutet, dass diese Zahl noch geschönt war.

Rund 40 Millionen Wahlberechtigte dürfen nun über insgesamt 498 Mitglieder des Abgeordnetenhauses abstimmen, zehn weitere Parlamentarier benennt die Armee. Die jahrzehntelang verbotenen Muslimbrüder gegen als Favoriten ins Rennen.

Zuerst dürfen die Bewohner von Kairo, Alexandria und sieben weiteren Provinzen ihre Stimmen abgeben. Dafür haben sie Zeit bis Dienstagabend. Im Dezember und Januar folgen dann die anderen 18 Provinzen. Nach jedem Wahlgang ist eine Stichwahl in den Bezirken vorgesehen, in denen kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat. Das vollständige Wahlergebnis soll am 13. Januar bekanntgegeben werden. Der Wahlkampf war von Protesten gegen das herrschende Militär und von Gewalt gegen Demonstranten überschattet.

DPA
cjf/DPA