US-Vizepräsident Dick Cheney ist wie erwartet am späten Mittwochabend offiziell von der republikanischen Partei für eine zweite Amtszeit nominiert worden. Der 63 Jahre alte konservative Politiker nahm die Nominierung an und kritisierte scharf den demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry als "konfusen und wankelmütigen" Politiker, der erst andere Länder konsultieren wolle, bevor er gegen tödliche Angreifer vorgehe. Deshalb dürfe Kerry das Land nicht führen.
"Diese Nation steht wieder einmal vor einer entscheidenden Stunde", sagte Cheney. Die Feinde der USA seien heute ebenso entschlossen wie früher Nazi-Deutschland und später der Sowjetkommunismus, die USA zu vernichten. Präsident George W. Bush habe mit seiner Entschlossenheit die richtige Antwort auf die Herausforderung des Terrorismus gegeben. Er greife nicht zu leeren Drohungen, mache keine halben Sachen und "nennt das Böse beim Namen".
Die US-Präsidentschaftswahl am 2. November sei "eine der wichtigsten Wahlen (...) in unserer Geschichte. Die größte Bedrohung für uns wären nukleare Waffen in den Händen von Terroristen (...). Die größte Herausforderung ist die Bewahrung der Freiheit und Sicherheit der Nation gegen entschlossene Feinde", sagte Cheney.
Bush und Kerry hätten über die Rolle der USA in der Welt erheblich unterschiedlich Auffassungen. In seiner langjährigen Amtszeit als Senator habe Kerry in Fragen der nationalen Sicherheit "immer wieder die falsche Richtung eingeschlagen." Selbst nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 habe Kerry nicht verstanden, dass sich die Welt verändert habe.
"Keynote"-Rede von Senator Zell Miller
Auch der konservative demokratische Senator Zell Miller griff scharf die eigene Partei und Senator Kerry an. Die Demokraten ignorierten aus parteipolitischen Gründen die großen Gefahren für die Sicherheit der USA, sagte Miller in der so genannten "Keynote"-Rede, die formal die wichtigste und zentrale Parteitagsrede ist. Die Demokraten "glauben, dass es keine wirkliche Gefahr in der Welt gebe außer der, die Amerika selbst mit einer plumpen und irregeführten Außenpolitik verursache", klagte der Senator aus dem Südstaat Georgia. 1992 hatte er noch die "Keynote"-Rede für Bill Clinton auf dem demokratischen Parteitag gehalten.
"Ich frage, welcher Führer heute die Vision, die Willensstärke und das Rückgrat hat, am besten meine Familie zu verteidigen. Die klare Antwort hat mich hier in diese Halle gebracht", sagte Miller vor den jubelnden Delegierten in der Sportarena des Madison Square Garden. Im Unterschied zu Kerry wolle Bush nicht die Kriege von gestern neu kämpfen, sondern sich den Herausforderungen des Terrorismus stellen und den Gefahren für die Sicherheit der USA begegnen. Die Demokraten seien heute nicht mehr wie früher bereit, in Zeiten großer Gefahr zusammen mit den Republikanern für die Freiheit einzustehen.
"Pink-Slip"-Proteste
Auch am dritten Tag des Parteikonvents kam es in New York zu neuen Protesten gegen Bush. Tausende Arbeitslose und Sympathisanten drohten Bush, ihm bei der Wahl im November "zu kündigen." Die Demonstranten schwenkten rosa Zettel, die in den USA als Kündigungsformulare - so genannte «Pink Slips» - bekannt sind und riefen in Sprechchören, "die nächste (Kündigung) bekommst Du." Ihre Protestaktion erstreckte sich in einer fünf Kilometer langen Menschenkette von der Wall Street zum Tagungsort der Republikanischen Partei im Madison Square Garden.
1000 Festnahmen nach Protestaktionen
Ein Massenaufgebot von Polizisten hatte in der Nacht zum Mittwoch in New York rigoros durchgegriffen und mehr als 1000 Teilnehmer an Protestaktionen festgenommen. CNN bezifferte die Zahl der Festnahmen seit Beginn der Proteste am vergangenen Freitag unter Berufung auf Angaben aus Polizeikreisen auf rund 1500.
Präsident Bush wurde am Donnerstag auf dem Parteitag erwartet. Das Geschehen am Vorabend verfolgte er nach Parteiangaben am Fernsehen in seinem Hotelzimmer in Manhattan.