Parteitag der US-Republikaner Unbesiegbar wie Conan der Barbar

Vor vier Tagen, nach den Massenprotesten, hatte Terry Crawley noch Zweifel am Erfolg seiner Republikaner. Doch während des Parteitages sieht er potenzielle Präsidenten bis zum Horizont.

Wer soll sie jetzt noch schlagen? Wer soll ihnen den Sieg am 2. November jetzt noch nehmen? Vor vier Tagen hatte Terry Crawley aus Texas ja noch Zweifel am Erfolg seiner Republikanischen Partei, als sich ihm auf der Seventh Avenue in Manhattan eine halbe Million protestierender Menschen entgegenwalzte.

Aber dann betrat Amerikas beliebtester Politiker John McCain die Bühne des Parteitags und nannte seinen Erzfeind George Bush einen großen Führer. Da hatte Terry Tränen in den Augen. Dann betrat New Yorks ehemaliger Bürgermeister Rudy Giuliani die Bühne und dankte Gott dafür, dass Bush Präsident ist. Da dankte Terry Gott für Giuliani. Und dann sprach Arnold Schwarzenegger und sagte zu Terry und den 2000 anderen Delegierten, dass Amerika das beste Land der Welt ist und die Amerikaner die besten Menschen und die Republikaner die besten Amerikaner. Da fühlte sich Terry in etwa so unbesiegbar wie Conan der Barbar. Terry Crawley, der Delegierte aus Zentraltexas, trägt einen großen Cowboyhut und auf dem Hut eine texanische Fahne und neben der Fahne einen kleinen Sticker mit dem Aufdruck: Bush 2004 Bush 2008 Bush 2012. Soll heißen: George gewinnt 2004, sein Bruder Jeb 2008 und 2012. Terry lacht jetzt sehr laut, dann sagt er: "Aber ich bin mir nicht mehr so sicher. Vielleicht gewinnt 2008 auch Arnold für uns. Haben Sie Arnold gesehen? Der ist nicht mehr aufzuhalten. Oder McCain, den lieben alle." Seine Frau schaltet sich jetzt siegestrunken ein und ruft: "Oder Giuliani. Den lieben auch alle. Und danach kommt irgendwann George P. Bush", der Sohn von Jeb und Neffe von George. Republikanische Präsidenten bis zum Horizont. Siege ohne Ende. Es hört gar nicht mehr auf. Von 2004 reden sie schon nicht mehr.

Keiner hat so viel Pluspunkte wie George P. Bush

George P. Bush steht auf der Bühne des Madison Square Garden wie ein alter Profi. Er ist erst 28, spricht aber von harten und gefährlichen Zeiten, als habe er schon drei Kriege mitgemacht. Er ist klüger als sein Onkel, der Präsident, und hübscher als sein Vater, der Gouverneur, und charmanter als sein Großvater, der Ex-Präsident. Er ist die große Hoffnung des Bush-Clans, der 90 Familienmitglieder mit nach New York gebracht hat. Er spricht akzentfrei Spanisch, was das größte Plus im Amerika der Zukunft sein wird. Er hat eine hübsche Frau. Und eine Latina als Mutter. Er hat überhaupt nur ein Problem. Er ist noch zu jung.

Keiner ist so sehr Rockstar wie Arnold

Dann eben Arnold. Arnold ist der einzige Rockstar auf dem Parteitag. Wenn Arnold spricht, drängen sich im Bauch des Madison Square Garden die Polizisten vor den Fernsehern. Wenn Arnold spricht, sagen die Putzfrauen im Pressezentrum: "He is really sexy." Arnold lächelt die ganze Zeit. Er kann zu gleich lächeln und reden. Er kann gar nicht sprechen ohne zu lächeln. Arnold wirkt tatsächlich unbesiegbar. Alles prallt an ihm ab. Nichts kann ihn schmerzen.

Wenn Arnold Präsident ist, so sagt der Moderator auf CNBC, stellt sich Bin Laden freiwillig, um ein Autogramm zu bekommen. Arnold ruft den Menschen zu, dass Amerika ihn in der Steiermark vom Kommunismus befreit hat und die Deutschen in der Wirtschaft geschlagen hat und die Inder und Chinesen auch schlagen wird. Das wollen die Delegierten hören. Sie wollen die Größten sein. Sie wollen alle ein bisschen Arnold sein. Er sagt auch, dass die USA kompetenter sind als die Vereinten Nationen, und das hören sie hier am allerliebsten. Arnold kann sagen was er will, und sie stehen auf den Stühlen und können ihr Glück kaum fassen. Es gibt nur ein kleines Problem. Noch darf er, der gebürtige Österreicher, nicht Präsident werden. Erst muss die Verfassung geändert werden.

Keiner ist so beliebt wie Mc Cain

Dann eben Mc Cain. Senator John McCain aus Arizona ist der beliebteste Politiker des ganzen Landes. Er spricht gern in der Öffentlichkeit von Friede und Liebe und Brüderlichkeit. Mc Cain ist ein kleiner Mann mit weißen Haaren, der als Kriegsgefangener in Vietnam schwer misshandelt wurde. Er ist ehrlich. Und wahrhaftig. Und loyal. Er ist das gute Gewissen Amerikas. McCain steht auf der Bühne und redet so leise und sanft wie Michael Moore, und kein Laut ist sonst zu hören in der ganzen Halle. Amerika liebt ihn. Es gibt nur ein kleines Problem. Er joggt nicht. Und seine Haare sind schon zu weiß und dünn. Und er ist etwas zu lieb in Zeiten, da Amerika sich nach Kriegsführern sehnt und nicht Pastoren.

Keiner glaubt so an sich wie Giuliani

Dann eben Giuliani. Giuliani ist ein Krieger. Giuliani hat die Nutten in New York besiegt und den Dreck in der Stadt und den Prostatakrebs und seine Ex-Frau bei der Scheidung. Er hält eine fulminante Rede auf dem Parteitag, so etwas wie eine Liebeserklärung an George Bush. Es ist nicht ganz sicher, ob er es so meint, aber er hat eben noch Großes vor. Er will entweder gegen die Senatorin Hillary Clinton antreten oder den Präsidenten Kerry oder die Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton. Er würde sie alle schlagen, so glaubt er. Ihn kann nichts mehr umhauen. Keiner glaubt so an sich wie Giuliani.

Dann muss George W. Bush halt noch mal ran

Es könnte natürlich auch ganz anders kommen. Bush könnte die Wahl noch verlieren, aber daran glauben Terry und die Delegierten in New York nicht mehr. Gestern Abend hat Cheney es allen gezeigt. Und der Demokrat Miller hat seine eigene Partei zur besten Sendezeit zerlegt. Es war die Kriegserklärung. Und darin waren die Republikaner schon immer besser.

Aber sollte es tatsächlich so kommen, sollte das Unmögliche Wirklichkeit werden und Kerry die Wahl gewinnen, dann gibt es für Terry Crawley noch eine andere Lösung im Jahr 2008. Dann dürfte George W. Bush noch einmal antreten.