Präsidentenwahl in Frank­reich Hollande siegt, Sarkozy zittert, Le Pen stark

François Hollande hat die erste Runde der französischen Präsidentschaftswahl gewonnen. Er gilt auch als Favorit für die Stichwahl gegen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy. Überraschend stark: Marine Le Pen.

In Frankreich zeichnet sich ein historischer Wahlsieg der Sozialisten ab: Die erste Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag gewann laut Hochrechnungen der Sozialist François Hollande vor dem konservativen Staatschef Nicolas Sarkozy. Da Hollande für die Stichwahl am 6. Mai ein großer Vorsprung vorhergesagt wird, könnten die Sozialisten erstmals wieder seit 1988 eine Präsidentenwahl für sich entscheiden. Die Stichwahl zwischen den beiden stärksten Bewerbern ist nötig, da keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang 50 Prozent der Stimmen erreichen konnte.

Hollande lag der ersten offiziellen Hochrechnungen zufolge bei bis zu 29,3 Prozent und damit deutlich vor dem Amtsinhaber Nicolas Sarkozy mit um 26 Prozent. Der Vorsprung in der ersten Runde gilt als psychologisch wichtig, um bis zur Stichwahl zusätzliche Wähler mobilisieren zu können. In der zweiten Runde sehen alle Umfragen den 57-jährigen Sozialisten mit rund zehn Prozentpunkten vor dem amtierenden Präsidenten, der 2007 noch rund 31 Prozent in der ersten Runde erzielt hatte und zum Ende seiner Amtszeit unbeliebter ist als alle seine Vorgänger.

Überraschend viele Stimmen für Marine Le Pen

Die Überraschung des Wahlsonntags war jedoch die rechtsextreme Kandidatin Marine Le Pen: Sie kam laut Hochrechnung mit 18,2 Prozent auf den dritten Platz und gewann damit deutlich mehr Stimmen als die ihr vorhergesagten 16 Prozent. Möglich sind sogar bis zu 20 Prozent. Es dürfte das beste Ergebnis sein, dass der Front National je bei Präsidentschaftswahlen erreicht hat. Dennoch reicht es nicht für den Einzug in die Stichwahl. Dies war 2002 Le Pens Vater Jean-Marie gelungen - allerdings mit deutlich weniger Stimmen (16,9 Prozent). Der Linkskandidat Jean-Luc Mélenchon kam auf zehn bis 13,5 Prozent und der Zentrumspolitiker François Bayrou auf acht bis zehn Prozent.

Bis zur Stichwahl wird es für Hollande und Sarkozy nun darum gehen, die Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten für sich zu gewinnen. Meinungsforscher erwarten, dass die linken Wähler in der zweiten Runde mehrheitlich für Hollande stimmen werden, während Sarkozy die Le-Pen-Wähler weit weniger als 2007 für sich gewinnen kann. Unklar ist noch, wie sich die Bayrou-Wähler entscheiden, die sowohl von links als auch von rechts umworben werden.

Wahlbeteiligung bei rund 80 Prozent

Alle zehn Kandidaten für das Präsidentenamt hatten bereits bis zum Mittag ihre Stimme abgegeben: Hollande ging zusammen mit seiner Lebensgefährtin Valérie Trierweiler in Tulle in der zentralfranzösischen Corrèze wählen, wo der Sozialist seine politische Heimat hat. Hollande hatte im Wahlkampf mehrfach daran erinnert, dass erstmals wieder seit Präsident François Mitterrand die Chance für die Sozialisten bestehe, das Präsidentenamt zu übernehmen. Sarkozy stimmte zusammen mit seiner Frau Carla Bruni-Sarkozy im schicken 16. Arrondissement von Paris ab.

Die Wahllokale schlossen in den meisten Orten um 18 Uhr, in den Großstädten konnte noch bis 20 Uhr gewählt werden. Überraschend hoch war die Wahlbeteiligung, die nach Schätzungen der Institute rund 80 Prozent erreichen dürfte. Die Wahlbeteiligung würde damit zwar etwas niedriger als bei der besonders starken Beteiligung vor fünf Jahren liegen, aber deutlich höher als im Jahr 2002, als mit 71,6 Prozent ein Negativ-Rekord aufgestellt wurde. Rund 44,5 Millionen Franzosen waren zu der Wahl aufgerufen.

Dominierendes Wahlkampfthema waren die Konsolidierung der Staatsfinanzen und die Schuldenkrise in der Euro-Zone. Hollande hat angekündigt, den EU-Fiskalpakt bei einem Wahlsieg nachverhandeln zu wollen. Sarkozy hat wie auch Hollande eine stärkere Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Schuldenkrise gefordert.

Für das deutsch-französische Verhältnis erwarten Experten auch bei einem Machtwechsel keine tiefgreifenden Veränderungen - obwohl Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) keinen Hehl daraus gemacht hat, dass sie Amtsinhaber Nicolas Sarkozy weiterhin als politischen Partner bevorzugen würde. Sie war für ihre "Wahlkampfhilfe" mehrfach kritisiert worden.

DPA · Reuters
dho/AFP/Reuters/DPA