Nach wochenlangen Massenprotesten und einer drohenden Eskalation hat sich der thailändische Ministerpräsident Abhisit überraschend der Opposition gebeugt und Verhandlungen zugestimmt. Beim ersten, live im Fernsehen übertragenen Gespräch am Sonntag zeigten sich beide Seiten unbeweglich. Eine Delegation der sogenannten Rothemden bekräftigte die Forderung nach Neuwahlen. Abhisit sagte, er sei nicht sicher, ob damit tatsächlich die Probleme gelöst würden.
Das dreistündige Treffen endete ohne Ergebnis, und beide Seiten erklärten, sie wollten am (morgigen) Montag erneut verhandeln. Die Lage in Bangkok blieb angespannt. Tausende Demonstranten warteten im Zentrum der Hauptstadt auf Anweisungen ihrer Führung.
Am Samstag noch hatten die Rothemden gedroht, mehrere von Soldaten geschützte Orte zu stürmen. Erst am Sonntagmorgen erklärte sich Abhisit dann bereit, mit seinen Gegnern vor die Kameras zu treten, "um den Frieden wiederherzustellen und die Gefahr von Gewalt zu minimieren".
Die Massenproteste in Bangkok begannen am 12. März. Die Anhänger des 2006 gestürzten Regierungschefs Thaksin Shinawatra fordern Abhisits Rücktritt und Neuwahlen. Sie haben sich zu Wortführern der armen Landbevölkerung gegenüber dem Establishment der Hauptstadt gemacht. Ihr Vorwurf: Abhisit sei illegal mit Hilfe des Militärs und einflussreicher Personen aus der herrschenden Klasse an die Macht gekommen. Nur Neuwahlen können nach ihrer Darstellung die Integrität der thailändischen Demokratie wieder herstellen.
Am Samstag zogen Zehntausende zu Fuß, auf Motorrädern und Lastwagen zu sieben Orten in der Hauptstadt wie dem Zoo und buddhistischen Tempeln, wo Soldaten provisorische Lager eingerichtet haben. An mehreren Orten zogen sich die Soldaten daraufhin zurück, um Zusammenstöße zu vermeiden.
Die Truppen sollten das Parlament, Regierungsgebäude und andere wichtige Orten schützen. Die Demonstranten kritisieren die Militärpräsenz als nicht angemessen für eine Demokratie. In der vergangenen Woche hatten die Oppositionsanhänger für internationales Aufsehen gesorgt, als sie Blut vor dem Regierungssitz verschütteten und Blutbeutel auf das Haus des Ministerpräsidenten warfen.
"Unsere Forderung ist einfach und direkt: Lösen Sie das Parlament auf und lassen Sie die Bevölkerung erneut entscheiden", sagte Oppositionsführer Veera Muksikapong am Sonntag in den Gesprächen. Er und zwei weitere Sprecher trugen rote Hemden, die der Bewegung ihren Namen gegeben haben. Abhisit, wie seine beiden Berater in blaue Hemden gekleidet, machte einen angespannten Eindruck. "Ich muss eine Entscheidung fällen, die sich auf einen Konsens im ganzen Land stützt", sagte er. "Wir müssen bedenken, ob eine Auflösung des Parlamentes wirklich die Probleme löst."