Regierungsbildung in Großbritannien Liberaldemokraten haben Qual der Wahl

Der Chef der britischen Liberaldemokraten drückt bei den laufenden Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung aufs Tempo. Er sei "genauso ungeduldig wie alle anderen, die Sache auf die eine oder andere Weise zu lösen", sagte Nick Clegg am Dienstag vor seinem Haus in London.

Der Chef der britischen Liberaldemokraten drückt bei den laufenden Verhandlungen zur Bildung einer neuen Regierung aufs Tempo. Er sei "genauso ungeduldig wie alle anderen, die Sache auf die eine oder andere Weise zu lösen", sagte Nick Clegg am Dienstag vor seinem Haus in London. Mit Parteifreunden habe er die Nacht über Koalitionsoptionen diskutiert. Die "LibDems" sind nach der Unterhauswahl das Zünglein an der Waage und verhandeln sowohl mit den Konservativen als auch mit der Labour-Partei über eine Koalition.

"Wir werden wie immer verantwortlich handeln, um eine stabile Regierung zu bilden, wie sie die Briten verdienen", sagte Clegg, bevor die Verhandlungen mit der Labour Party im Unterhaus fortgesetzt wurden.

Der amtierende Premierminister Gordon Brown hatte am Montag seinen Rücktritt als Labour-Chef angekündigt und damit die Karten im Koalitionspoker neu gemischt. Der Schritt ist ein Zugeständnis an Clegg. Hauptforderung der Liberaldemokraten ist eine Reform des Mehrheitswahlrechts, das kleinere Parteien benachteiligt. Die britischen Konservativen boten Clegg eine Volksabstimmung über das Wahlsystem am.

Bei der Parlamentswahl am Donnerstag wurden die Liberaldemokraten zwar nur drittstärkste Kraft, sie werden aber sowohl von den konservativen Tories als auch von der noch regierenden Labour Party als Mehrheitsbeschaffer umworben. Clegg nahm am Wochenende bereits Gespräche mit den Konservativen auf, die aber in eine Sackgasse gerieten.

Die Rücktrittsankündigung Browns bildete nun die Grundlage für alternative Verhandlungen der Liberaldemokraten mit Labour. Eine Koalition der beiden politischen Lager hätte aber keine Mehrheit im Unterhaus, sie bräuchte die Unterstützung kleinerer Parteien.

In Großbritannien gilt derzeit ein reines Mehrheitswahlrecht, das größere Parteien bevorteilt. Es hat dazu geführt, dass die Liberaldemokraten mit 23 Prozent Stimmenanteil nur neun Prozent der Unterhaussitze erhalten haben. Die Konservativen dagegen profitieren vom Mehrheitswahlrecht und wollen daran festhalten. Das neue Angebot der Tories würde keine radikale Reform hin zu einem Verhältniswahlrecht bedeuten, sondern lediglich einige kleinere Änderungen zugunsten der Liberaldemokraten.

APN
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