Rybkin Wahlkampf mit perversen Videos

Der im Februar von einem Geheimnis umwitterten Ukraine-Aufenthalt zurückgekehrte russische Präsidentschaftskandidat Iwan Rybkin hat sich detailliert zu seinem Verschwinden geäußert.

Der vor drei Tagen von einem Geheimnis umwitterten Ukraine-Aufenthalt zurückgekehrte russische Präsidentschaftskandidat Iwan Rybkin hat sich erstmals detailliert zu seinem Verschwinden geäußert. Er sei in Kiew betäubt und in eine peinliche Lage gebracht worden, sagte der liberale Politiker am Freitag auf einer Pressekonferenz in London. Aus Sicherheitsgründen werde er nun bis nach der Präsidentenwahl am 14. März im Ausland bleiben. Rybkin hatte am Donnerstag seine Absicht zur Kandidatur bekräftigt.

Er sei am Donnerstag vergangener Woche nach Kiew gereist, weil ihm dort ein Treffen mit dem tschetschenischen Separatistenführer Aslan Maschadow in Aussicht gestellt worden sei. Dabei habe er sich um Frieden in der abtrünnigen Kaukasus-Republik bemühen wollen, erklärte Rybkin. Das Gesprächsangebot habe ein Tschetschene unterbreitet, den er schon in den 90er Jahren getroffen habe. Damals war Rybkin Vorsitzender des Sicherheitsrats von Präsident Boris Jelzin.

Opposition solle gedemütigt werden

In der ukrainischen Hauptstadt sei er dann am Freitag in eine Wohnung gelockt worden, wo ihm Brote und Tee verabreicht worden seien, erklärte Rybkin weiter. Daraufhin habe er sich schläfrig gefühlt. Als er schließlich in einer anderen Wohnung aufgewacht sei, hätten ihm zwei bewaffnete Männer erklärt, es sei bereits Dienstag. Die Männer hätten ihm ferner peinliche Videoaufnahmen gezeigt, die mit ihm gemacht worden seien. Dabei handele es sich um Perversionen, sagte Rybkin, ohne Einzelheiten zu nennen. Offensichtlich sei es den Tätern darum gegangen, die Opposition in Russland bloß zu stellen und zu demütigen.

Zu falschen Angaben gezwungen

Alles, was er bislang zu den Ereignissen in der Ukraine gesagt habe, sei unwahr gewesen, erklärte Rybkin weiter. Man habe ihm am vergangenen Dienstag gezwungen, zu Hause angerufen und zu behaupten, er habe sich lediglich eine Auszeit genommen. Anschließend sei er zum Flughafen gebracht worden und von dort aus nach Moskau zurückgekehrt. Der Vorfall habe ihn davon überzeugt, dass der Kampf um die russische Präsidentschaft ohne Spielregeln geführt werde. Wer von seinem Dilemma profitieren solle, sei ihm unklar.

Rybkin flüchtet ins Ausland

Da er sich um die Sicherheit seiner Familie sorge, werde er nunmehr bis nach der Wahl im Ausland bleiben, sagte Rybkin. Er werde jedoch versuchen, sich von außen weiterhin aktiv in den russischen Wahlkampf einzuschalten. Die Chancen Rybkins gelten allerdings als gering. Sein Ruf nach Friedensverhandlungen mit den tschetschenischen Rebellen hat ihm ebenso Pluspunkte gekostet wie seine Verbindung mit dem in London lebenden Geschäftsmann Boris Beresowski, einem erklärten Gegner von Präsident Wladimir Putin. Es wird weithin erwartet, dass Putin die Wahl am 14. März gewinnt.