Saddam-Festnahme Der entscheidende Hinweis

Er schien ständig in dem sunnitischen Dreieck nördlich von Bagdad von einem Unterschlupf zum nächsten gehastet zu sein. Ein Iraker, der in den vergangenen Tagen in Gewahrsam genommen wurde, soll schließlich den entscheidenden Hinweis geliefert haben.

In Blickweite seiner edlen Paläste in Tikrit hatte Saddam Hussein in einer schlichten Höhle Unterschlupf gesucht, die zum letzten Versteck des einstigen Machthabers wurde. Der entscheidende Hinweis zur Festnahme des irakischen Ex-Präsidenten ist nach Angaben aus US-Regierungskreisen von einem Iraker gekommen, der in den vergangenen Tagen in Gewahrsam genommen wurde.

Der Hinweis des Mannes, dessen Identität nicht preisgegeben wurde, habe schließlich zu dem Versteck Saddams in einer Erdhöhle auf einem Bauernhof bei Tikrit geführt, verlautete am Sonntag aus den Kreisen in Washington. Die Ergreifung Saddams sei das Ergebnis einer gemeinsamen Operation der US-Geheimdienste und des Militärs gewesen.

"Immer näher an den engsten Kreis herangekommen"

Geheimdienstexperten hätten in den vergangenen zwei Wochen Anhänger Saddams identifiziert, darunter einige seiner früheren Leibwächter, hieß es weiter. Die US-Streitkräfte seien beauftragt worden, diese Personen ausfindig zu machen. "Einige von ihnen konnten nicht gefunden werden, aber sie haben Leute gefunden, die mit ihnen verwandt waren oder sie kannten. (...) Und so sind sie immer näher an den engsten Kreis herangekommen." Vor einigen Tagen sei dann ein Mann aufgegriffen worden, der den US-Soldaten Informationen gegeben habe, die über mehrere Umwege zum Aufenthaltsort Saddams geführt hätten.

"Es gab keinen Stein, der nicht umgedreht wurde", sagte der Vorsitzende des Geheimdienst-Ausschusses des US-Senats, Pat Roberts. "Es war die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir haben nicht nur den Heuhaufen gefunden, sondern auch die Nadel." Saddam habe sich von Bauernhof zu Bauernhof bewegt und seinen Aufenthaltsort mehrere Male täglich gewechselt. US-Soldaten hatten Iraks früheren Präsidenten am Samstag nach monatelanger Fahndung gefasst.

"Es ist schon ironisch, dass er sich in einem Erdloch gegenüber dieser großartigen Paläste versteckte, die er mit dem Geld baute, das er von dem irakischen Volk gestohlen hatte", sagte am Sonntag der Generalmajor der 4. US-Infanteriedivision, Ray Odierno. Die Höhle habe sich hinter einer Hütte befunden, berichtete Odierno. "Er (Saddam) war sehr desorientiert und wurde weggebracht."

Auch in der US-Regierung wurde die Nachricht zunächst mit Vorsicht aufgenommen. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld informierte nach eigenen Angaben US-Präsident George W. Bush erstmals am Samstagnachmittag (US-Zeit) über die Festnahme. Mehr als zwölf Stunden später habe US-Zivilverwalter Paul Bremer die Bestätigung gegeben, dass es sich tatsächlich um Saddam handele.

Von einem Unterschlupf zum nächsten gehastet

Dieser war nach Einschätzung von Generalmajor Odierno wohl ständig in der als sunnitischen Dreieck bezeichneten Region nördlich von Bagdad von einem Unterschlupf zum nächsten gehastet. Odierno zeigte Reportern einen Metallkasten, in dem sich 750.000 Dollar befunden hätten. Zwei weitere Personen seien festgenommen worden, die aus der Hütte bei Saddams Erdhöhle fliehen wollten. In der Hütte gebe es eine Küche und ein Schlafgemach, in dem Kleidung verstreut war. Dies lasse darauf schließen, dass Saddam dort möglicherweise erst wenige Stunden vor der Durchsuchung angekommen sei.

Handys oder andere Kommunikationsgeräte seien hingegen nicht gefunden worden. Saddam habe daher die Anschläge auf US-Truppen wohl nicht koordiniert, sagte Odierno. "Ich glaube, er war mehr für die moralische Unterstützung da und ich glaube nicht, dass er die ganze Sache koordiniert hat."