Die Krimbrücke ist der ukrainischen Führung ein Dorn im Auge. Vor kurzem forderte ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, die "Demontage" des von Russlands Präsident Wladimir Putin 2018 mit großem Pomp eröffneten Prestige-Bauwerks. "Egal wie: freiwillig oder nicht", ergänzte er und machte die Brücke damit indirekt zu einem militärischen Ziel.
Dank der Kooperation der Serhij-Prytula-Stiftung mit dem finnischen Satelliten-Betreiber Iceye haben die ukrainischen Streitkräfte die Krimbrücke nun zumindest stets gestochen scharf im Blick. Und nicht nur die Brücke. Wie Iceye mitteilte, stellt die Stiftung dem Militär sämtliche Aufnahmen eines Radarsatelliten, der die gesamte Region im Blick hat, zur Verfügung. Im Gegensatz zu optischen Satelliten, können Radarsatelliten auch bei Dunkelheit und schlechten Wetterverhältnissen gute Bildergebnisse liefern und somit auch wertvolle Erkenntnisse über russische Militärstationierungen oder weitere für Kiew interessante Objekte.
Der Gründer der Stiftung, Serhij Prytula, ist ukrainischer Fernsehjournalist und hat sich in der Vergangenheit einige Male eher erfolglos bei Wahlen um politische Ämter beworben. Unter anderem wollte er Bürgermeister von Kiew werden, hatte aber das Nachsehen gegen Vitali Klitschko. Seit einiger Zeit sammelt er via Spenden und Auktionen Geld ein, um Ausrüstung für die Streitkräfte seines Landes zu besorgen, darunter türkische Bayraktar-Drohnen. Bei den Versteigerungen kommen Kunstwerke unter den Hammer, aber auch auf Wrackteile abgeschossener russischer Flugzeuge kann geboten werden. Der Vertrag mit Iceye ist sein neuester Coup.
Krieg in der Ukraine: Private Satellitenbilder leisten wichtigen Beitrag
Welchen Wert private Satellitenbilder für Aufklärung und Dokumentation im Krieg haben können, zeigte sich im Verlauf des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits mehrfach. Aufnahmen des US-Unternehmens Maxar zeigten unter anderem einen kilometerlangen Militärkonvoi, der sich nach Beginn der Invasion auf Kiew zubewegte. Auch bei der Aufklärung des Massakers von Butscha leisten sie einen Beitrag.
Explosionen auf russischem Luftwaffenstützpunkt: Satellitenbilder zeigen das Ausmaß

So wertvoll dieses Engagement für die verschiedenen Beteiligten auf vielen Ebenen sicherlich ist – es birgt für die Unternehmen auch Risiken. Durch die Veröffentlichung und Weitergabe der Aufnahmen ziehen sie mit einiger Wahrscheinlichkeit den Unmut russischen Seite auf sich und machen ihre Satelliten und ihre Infrastruktur damit zu potentiellen Sabotage- und Abschusszielen. Und wie die USA wiederum auf den Abschuss eines amerikanischen – wenn auch kommerziellen – Satelliten im All reagieren würde, ist eine ungeklärte Frage.
Quellen: Iceye, Shotdown in UA, Serhiy Prytula (Twitter), Defence Blog