Krieg in der Ukraine Scholz sagt Ukraine Waffenlieferungen von deutschen Produzenten zu

Ukraine-Krieg: Scholz: Wir liefern zusammen mit Partnern Waffen an Ukraine
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Dieser Beitrag wird ohne Sprechertext gesendet. O-Ton Olaf Scholz (SPD), Bundeskanzler: "Unser gemeinsames Ziel, das Ziel von Dutzenden von Nationen, die mittlerweile die Ukraine unterstützen, mit finanzieller Hilfe und mit militärischen Lieferungen ist es, das ukrainische Militär so zu ertüchtigen, dass es sich des russischen Angriffs erwehren kann. Anfangs haben wir die Ukraine mit Waffen aus unseren eigenen Beständen beliefert. Hier müssen wir inzwischen erkennen, dass die Möglichkeiten, die wir haben, an ihre Grenzen stoßen. Deshalb setzen wir ja auch ein Sondervermögen auf, damit unsere Armee nach Jahren des Sparens endlich gut ausgestattet sein wird und investieren massiv in die Fähigkeiten der Bundeswehr. Unsere Fähigkeit, Deutschland und das Gebiet unserer Nato-Verbündeten gegen einen russischen Angriff zu verteidigen, werden wir auch in dieser Situation immer aufrechterhalten. Und deshalb haben wir in einem zweiten Schritt ermöglicht, dass die Ukraine Militärgüter aus industrieller Produktion in unseren Ländern kaufen kann. Unsere Lieferungen fügen sich auch weiter in das ein, was unsere engsten Verbündeten und Freunde ihrerseits auf den Weg gebracht haben. Und unser gemeinsames Ziel ist es, das ukrainische Militär weiterhin so zu ertüchtigen, dass es sich auch weiterhin gegen den Angriff zur Wehr setzen kann. Schauen Sie sich doch mal um, was andere so tun, die mit uns eng verbündet sind, z.B. unsere Freunde in den G7. Die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und was die liefern. Die sind mit ihren Militärs zu ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen. Was solches Gerät betrifft, geht es um sofort verfügbare Einsatzsysteme, die vor allem dann nutzbar gemacht werden können, wenn es welche sind, die in der Ukraine schon eingesetzt werden. Und deshalb ist es so, dass es kein Zufall ist, dass alle zu dem gleichen Schluss gekommen sind, dass den meisten Sinn macht, wenn zum Beispiel solche Systeme, die bei den osteuropäischen Nato-Partnern noch vorhanden sind, von dort aus eingesetzt werden und wir denen dann ermöglichen, dass ihre eigene Sicherheit für die Zukunft gewährleistet bleibt. Also, der Blick in die Welt hilft manchmal weiter. In diesem Fall führt er zu der Erkenntnis, diejenigen, die in einer vergleichbaren Ausgangslage sind wie Deutschland, handeln so wie wir."
Bundeskanzler Scholz will Waffenlieferungen deutscher Produzenten an die Ukraine finanzieren, klare Aussagen zum Thema vermied er aber weiterhin. Die USA und die EU kündigen derweil weitere Sanktionen an.

Während russische Truppen im Osten der Ukraine ihre Offensive verstärkt haben, hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) versprochen, direkte Rüstungslieferungen der deutschen Industrie an die ukrainische Armee zu finanzieren. Dabei vermied es Scholz jedoch, beim Thema schwere Waffen konkreter zu werden.

"Wir haben die deutsche Rüstungsindustrie gebeten uns zu sagen, welches Material sie in nächster Zeit liefern kann", sagte er am Dienstag in Berlin. "Die Ukraine hat sich nun von dieser Liste eine Auswahl zu eigen gemacht, und wir stellen ihr das für den Kauf notwendige Geld zur Verfügung." Darunter seien wie bisher Panzerabwehrwaffen, Luftabwehrgeräte, Munition "und auch das, was man in einem Artilleriegefecht einsetzen kann".

Es gehe um Waffen mit "erheblicher Auswirkung"

Konkreter wurde der Bundeskanzler nicht. Es gehe um Waffen "mit erheblicher Auswirkung" wie diejenigen, die bisher schon geliefert worden seien und "Bestandteile von Artillerie". Von einer direkten Lieferung schwerer Waffen aus Deutschland sprach er nicht. Nato-Partner, die Waffen sowjetischer Bauart in die Ukraine liefern, könnten aber Ersatz aus Deutschland erhalten. "Das ist etwas, was wir mit vielen anderen zusammen machen, die den gleichen Weg einschlagen wie wir." Sofortige Einsetzbarkeit und Verfügbarkeit seien bei den Waffenlieferungen wichtig. Scholz äußerte sich nach einer Videokonferenz mit Staats- und Regierungschefs internationaler Partner und den Spitzen von Nato und EU. 

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann begrüßte, dass Scholz diesen Vorschlag aufgegriffen habe, kritisierte den Kanzler aber erneut. "Um Freiheit und Menschenrechte muss man aber kämpfen, die bekommt man nicht geschenkt. Dafür kam heute noch zu wenig Konkretes." Deutschland laufe noch zu sehr hinterher, erklärte sie via Twitter mit Blick auf andere Länder.

Auch aus der Union kam erneut Kritik. "Zu wenig - zu spät", das bleibe die bittere Bilanz nach der Pressekonferenz von Scholz, schrieb der stellvertretende Unionsfraktionschef Johann Wadephul (CDU) bei Twitter. "Deutschland liefert weiter keine schweren Waffen, d.h. lässt die Ukraine im Stich."

Sanktionen sollen Druck erhöhen

Deutschland hat bisher unter anderem Panzerfäuste, Luftabwehrraketen und Maschinengewehre geliefert, außerdem Fahrzeuge, Nachtsichtgeräte und Schutzausrüstung. Die Ukraine fordert aber auch schwere Waffen wie Kampfpanzer, Artilleriegeschütze und Kampfhubschrauber. Am Karfreitag war bekannt geworden, dass die Regierung Gelder zur Anschaffung von Militärgerät für die Ukraine deutlich aufstocken will. 

Unterdessen bekundeten die USA und die Europäische Union ihre Bereitschaft zu weiteren Sanktionen gegen Russland. Die westlichen Verbündeten hätten "einen breiten Konsens" über die Notwendigkeit erzielt, den Druck auf Russland durch neue Sanktionen zu erhöhen, erklärte die italienische Regierung. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kündigte auf Twitter an: "Wir werden unsere Sanktionen gegen Russland weiter verschärfen."

Derweil ist der Krieg im Osten der Ukraine in eine neue Phase eingetreten, nachdem russische Truppen ihre Angriffe im Donbass verstärkt haben. Das Verteidigungsministerium in Moskau berichtete von Luftangriffen auf mindestens 60 Ziele. Schwere Kämpfe wurden auch im südukrainischen Gebiet Saporischja gemeldet. Die USA gehen davon aus, dass die Angriffe erst der Auftakt von größeren Offensivaktionen Russlands sind. Wochenende eine Waffenruhe.

Selenskyj: Schlacht um den Donbass hat begonnen

Der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj sagte in einer Videobotschaft: "Wir können jetzt feststellen, dass die russischen Truppen die Schlacht um den Donbass begonnen haben, auf die sie sich seit langem vorbereitet haben." Russland vermied den Begriff Offensive. Außenminister Sergej Lawrow bestätigte aber, dass die nächste Phase der "Spezial-Operation" begonnen habe.

Besonders dramatisch ist die Lage weiterhin in der schwer zerstörten Hafenstadt Mariupol. Russland forderte Hunderte Kämpfer in einem Stahlwerk noch einmal zur Kapitulation auf. Diese weigerten sich jedoch. Widersprüchliche Angaben gab es in russischen Medien über die Nutzung eines Fluchtkorridors von dem Gelände. "Niemand hat den rund um Asovstal gebildeten neuen humanitären Korridor für Zivilisten genutzt", sagte Alexej Nikonorow, ein Sprecher der prorussischen Separatisten, der staatlichen Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Das russische Fernsehen hingegen berichtete, dass 120 Zivilisten das Werk verlassen hätten. Nach russischen Angaben sollen sich rund 2500 Kämpfer in dem Werk verschanzt haben. Zudem sollen dort viele Zivilisten Zuflucht gesucht haben.

DPA
tis