Ausgerechnet aus Schweden ist die erste Meldung von einem Ministersturz im Norden wegen der dänischen Mohammed-Karikaturen gekommen. Dabei war die zurückgetretene Stockholmer Außenministerin Laila Freivalds (63) beim Streit um die zwölf Zeichnungen vorher höchstens eine international wenig beachtete Randfigur. Während die extrem kontrovers agierende Ministerriege in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen ausnahmslos im Amt geblieben ist, stolperte Freivalds über ihren Einsatz zur Dämpfung der Gemüter in ihrem Land, wo man eigentlich viel weniger erregt stritt als bei den Nachbarn.
Und in Schweden hatte die sozialdemokratische Regierung von Ministerpräsident Göran Persson sogar noch eine weitgehend einige Öffentlichkeit hinter sich, als sie die Veröffentlichung der Karikaturen in "Jyllands-Posten" als Provokation einstufte. Freivalds musste auch nicht zurücktreten, weil ihre Meinung zu den Zeichnungen umstritten war, sondern weil sie sich in den letzten Tagen immer heilloser in Widersprüche und offensichtliche Falschaussagen über ihr Krisenmanagement verhedderte.
Über eigene Widersprüche gestolpert
Erst wollte die Nachfolgerin der 2003 ermordeten Anna Lindh nichts davon gewusst haben, dass ein Beamter ihres Hauses diskret an der Schließung einer rechtsradikalen Internetseite mit den Zeichnungen beteiligt war. Nachdem sich Persson von dieser Schließung distanziert und sie als "dummen Alleingang" eines einzelnen Regierungsangestellten abgekanzelt hatte, musste Freivalds auf Druck ihrer Mitarbeiter zugeben, dass sie die Initiative gegen die Homepage selbst mit angeschoben hatte.
"Mir ist klar geworden, dass ich wegen des Interesses der Medien an dieser Sache nicht mehr seriös Außenpolitik betreiben kann", sagte Freivalds bei ihrem unfreiwilligen Ministerrücktritt. Der neben ihr sitzende Persson widersprach nicht. Einen Tag vor seinem zehnten Dienstjubiläum und, viel wichtiger, sechs Monate vor den Reichstagswahlen mit derzeit wenig verheißungsvollen Umfragewerten stellte sich der bullige Sozialdemokrat nicht mit einem Wort hinter seine Mitstreiterin.
Ein Ende mit Schrecken
Kommentatoren in Stockholm waren sich einig, dass Persson Freivalds' Fehltritt bei der rechtsradikalen Internsetseite als Ende mit Schrecken viel lieber sein dürfte als ein anderer Schrecken ohne Ende. Zusammen mit der Außenministerin muss sich der Ministerpräsident wegen zögerlichen Handelns nach der Tsunami-Katastrophe vor knapp anderthalb Jahren verantworten, bei dem 543 Schweden starben. Freivalds wurde in den schwedischen Medien wie auch bei einem Untersuchungsausschuss des Parlamentes stets als Hauptschuldige gehandelt. Die nun vollzogene Ablösung könnte den Sozialdemokraten gerade noch rechtzeitig ein bisschen Luft für den bevorstehenden Wahlkampf verschaffen.