Sobjanin neuer Bürgermeister Ein Sibirier regiert nun Moskau

Der russische Vize-Regierungschef Sergej Sobjanin ist zum neuen Bürgermeister von Moskau gewählt worden. Das Stadtparlament stimmte am Donnerstag mit großer Mehrheit für den Vertrauten von Ministerpräsident Wladimir Putin.

Ein Sibirier regiert nun Moskau. Das Stadtparlament segnete am Donnerstag die Ernennung von Sergej Sobjanin zum neuen Bürgermeister formell ab. Seinen Aufstieg verdankt der 52-Jährige vor allem seinem bisherigen Vorgesetzten: Ministerpräsident Wladimir Putin. Dieser berief ihn nach seinem Amtsantritt als Präsident im Jahr 2000 zunächst auf einen hohen Posten im Ural und holte ihn wenig später nach Moskau, wo er zuletzt stellvertretender Regierungschef war. Im Gegensatz zu seinem schillernden Vorgänger Juri Luschkow gilt Sobjanin als besonnener Pragmatiker - und der russischen Führung treu ergeben.

Geboren wurde Sobjanin in einem kleinen Dorf im Bezirk Tjumen im Westen Sibiriens. Dort arbeitete er kurzzeitig in einer Fabrik für Rohrleitungen, bevor er seine politische Karriere zunächst bei der Jugendorganisation der Kommunistischen Partei und schließlich bei der Partei selbst begann.

Den Weg an die Macht ebnete ihm Putin. Im Jahr 2000 ernannte ihn der damalige Präsident zum Vize-Gouverneur der Ural-Provinz. Ein Jahr später wurde er dort Gouverneur. 2005 holte Putin ihn überraschend nach Moskau: Damals wurde Sobjanin Chef der Kreml-Verwaltung - und ersetzte den heutigen Staatschef Dmitri Medwedew, der Vizeregierungschef wurde.

Als Putin im Jahr 2008 nach zwei Amtszeiten nicht noch einmal für das Präsidentenamt antreten durfte, organisierte Sobjanin die Wahlkampagne für Medwedew, bevor er an die Seite Putins als Chef von dessen Regierungskabinett zurückkehrte. In dieser Funktion war er bisher auch der stellvertretende Regierungschef.

Putin und Sobjanin seien sich sehr ähnlich, schreibt die oppositionelle Zeitschrift "Nowoje Wremja - The New Times". Beide seien "sehr rational, pragmatisch, äußerst entschlossen und ohne Erbarmen". Einen Unterschied machte das Wochenmagazin in seiner aktuellen Ausgabe aber aus: "Er hat keine Wurzeln in St. Petersburg und stand offenbar nie mit den Geheimdiensten in Kontakt - in diesem Sinne ist Sobjanin eine Ausnahme in der Mannschaft um Putin." Dass der Regierungschef seinem Vertrauten den "drittwichtigsten Posten des Landes" verschafft habe, sei ein Indiz dafür, dass Putin der starke Mann des Landes bleibe.

"Sergej Sobjanin ist ein reiner Bürokrat, ein Funktionär aus dem engsten Kreis von Putin und kein Politiker", urteilt der Soziologe Lew Gudkow vom Meinungsforschungsinstitut Lewada. Er sei nur aus einem Grund an die Spitze der Moskauer Stadtverwaltung gehievt worden: Um die Hauptstadt nach dem Machtkampf zwischen der Staatsmacht und Luschkow "kontrollierbarer zu machen und die nächsten Wahlen zu sichern". In Russland stehen 2011 Parlamentswahlen und ein Jahr später Präsidentschaftswahlen an.

Einer Umfrage der liberalen Zeitung "Kommersant" und des Onlineportals gazeta.ru zufolge hätte Sobjanin allerdings bei einer Direktwahl des Bürgermeisters keine Chancen gehabt. Gerade einmal 2,8 Prozent ihrer Leser hätten ihm ihre Stimme gegeben. Das liegt vielleicht daran, dass der zweifache Vater als medienscheu gilt und gerade einmal seit fünf Jahren in der Hauptstadt lebt.

In einem seiner seltenen Interviews im Jahr 2000 gab Sobjanin gegenüber der Wochenzeitung "Argumenty i Fakty" seine Leidenschaft für Wintersport und die Jagd preis. Wie viele seiner Landsleute aus Sibirien habe er bereits Skifahren können, "bevor ich den ersten Schritt gemacht habe". Seiner Begeisterung für die Jagd, die ihn auch mit Regierungschef Putin verbindet, ging er zum erstem Mal im Alter von 15 Jahren nach. Seitdem sei dies eine seiner liebsten Freizeitbeschäftigungen, berichtete Sobjanin. "Manchmal muss man dem emotionalen Druck damit begegnen, sich in extreme Situationen in der Natur zu begeben."

AFP
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