Die syrischen Regimegegner wehren sich vehement gegen den von Russland vorgeschlagenen Kompromiss in der Chemiewaffen-Frage. Sollte die internationale Gemeinschaft das Regime für den Einsatz von Giftgas nicht bestrafen, würde dies aus Sicht der Exil-Opposition Staaten wie Iran und Nordkorea ermutigen. Diese könnten das als "grünes Licht" für die Herstellung und Verbreitung eigener Massenvernichtungswaffen interpretieren, warnte die Nationale Syrische Allianz mit Sitz in Istanbul.
Einzige Konsequenz aus dem Verbrechen dürfe nicht sein, dass Machthaber Baschar al Assad seine Chemiewaffen unter internationale Kontrolle stellen muss. Dies wäre nach Einschätzung der Exil-Opposition ein großer Verlust an Glaubwürdigkeit.
Die Arabische Liga hatte zwar am Mittwoch den Vorschlag begrüßt, die C-Waffen des Assad-Regimes zu zerstören. Gleichzeitig wies sie jedoch darauf hin, dass dies noch keinen Waffenstillstand bringen werde, geschweige denn ein Ende des Bürgerkrieges. Generalsekretär Nabil al-Arabi sagte während einer außerordentlichen Sitzung des Rates der Liga in Kairo: "Dieser Vorschlag darf nicht so ausgelegt werden, dass die Verbrecher, die in Al-Ghuta al-Scharkija Chemiewaffen eingesetzt haben, straflos ausgehen."
Investoren haben wieder Vertrauen
Über den Inhalt eines Telefonats mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow wollte Al-Arabi nicht öffentlich sprechen. Später wurde bekannt, dass er von Lawrow gefordert hatte, die Vereinten Nationen müssten für die Chemiewaffen-Kontrollen zuständig sein.
Der Generalstabschef der Freien Syrischen Armee (FSA), Salim Idriss, forderte, der Internationale Strafgerichtshof müsse die Schuldigen für den Giftgas-Einsatz in Syrien ermitteln und zur Verantwortung ziehen.
Regimegegner meldeten am Donnerstag Luftangriffe und Gefechte in zehn Provinzen. Bis zum Nachmittag zählten sie landesweit 44 Tote, darunter allein 18 in der Provinz Daraa. Trotz der andauernden Kämpfe wächst - wahrscheinlich beflügelt durch den sich abzeichnenden Chemiewaffen-Kompromiss - das Vertrauen der Investoren. Die Kurse von fast allen der nur elf in Damaskus börsennotierten Firmen zogen kräftig an.