Die Taliban haben zuletzt mit ihrem Bildersturm erneut die Weltgemeinschaft gegen sich aufgebracht. Seit ihr Siegeszug in Afghanistan 1994 begann, lösten sie immer wieder internationale Kritik aus. Die Taliban lassen Mörder von den Verwandten der Opfer hinrichten und hacken Dieben die Hände ab. Frauen dürfen nicht außerhalb des Hauses arbeiten, die meisten Mädchen sind vom Schulunterricht ausgeschlossen, und Homosexuelle werden gesteinigt.
Außerdem duldeten die Taliban lange den Drogenanbau und gewähren dem angeblichen Terrordrahtzieher Osama bin Laden Asyl. Mittlerweile sind sie durch UN-Sanktionen weltweit isoliert. Kritiker sind der Ansicht, dass die Isolation den Dialog mit den Taliban und ihren möglichen Wandel zu einer zivilisierten Regierung erschwert habe.
Die Taliban - übersetzt heißt das »Islam-Studenten« - entstanden in Flüchtlingslagern in Pakistan. Der Geistliche Mullah Mohammad Omar ist ihr Befehlshaber und lässt sich »Amir ul Mominin« nennen, »Führer der Gläubigen«. Die Taliban zählen zur größten Bevölkerungsgruppe in Afghanistan, den Paschtunen, und sind sunnitische Moslems.
Taliban beherrschen 90 Prozent des Landes
Sie begannen die Eroberung Afghanistans mit Hilfe Pakistans und Saudi-Arabiens. Nach Ansicht von Beobachtern war dies zunächst nur mit Duldung der USA möglich. Heute beherrschen die Taliban mehr als 90 Prozent Afghanistans. Nur der Milizenführer Ahmed Schah Massud, der von Iran unterstützt wird, leistet ihnen noch Widerstand.
Zunächst stießen die Taliban im Volk auf Sympathie, weil sie für Sicherheit sorgten, nachdem zahllose Mudschahedingruppen nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 das Land bei ihrem Kampf um die Macht in Anarchie gestürzt hatten. Das harte Regime und zunehmende Kriminalität haben den Rückhalt jedoch schwinden lassen.