Anklage wegen Verschwörung Mike Pence könnte Donald Trump sehr gefährlich werden – und er wäre bereit dazu

Mike Pence mit seinem damaligen Chef Donald Trump im Februar 2020
"Sie haben mich gebeten, die Wahl zu annullieren": Mike Pence (r.), hier mit seinem damaligen Chef Donald Trump im Februar 2020
© Michael Brochstein / Zuma Wire / DPA
Donald Trumps Verteidigung im Verfahren wegen Verschwörung stellt Mike Pence als wichtigen Entlastungszeugen dar. Doch was der ehemalige Vizepräsident über seinen Ex-Boss zu sagen hat, klingt alles andere als entlastend.

John Lauro setzt voll auf Mike Pence. Der Anwalt von Donald Trump glaubt, dass eine Aussage des ehemaligen Vizepräsidenten seinen Mandanten im Verfahren wegen Verschwörung gegen den Staat von allen Vorwürfen entlasten wird. "Mike Pence wird einer unserer besten Zeugen im Prozess sein. [...] Ich kann es kaum erwarten, Herrn Pence ins Kreuzverhör zu nehmen", sagte Lauro am Sonntag Moderator George Stephanopoulos in der ABC-Sendung "This Week". "Basierend auf dem, was Vizepräsident Pence sagen wird, wird die Regierung niemals in der Lage sein, ohne begründeten Zweifel zu beweisen, dass Präsident Trump unlautere oder kriminelle Absichten hatte."

Pence hatte am 6. Januar 2020 die Kongresssitzung zur Bestätigung des Sieges von Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl geleitet und war von Trump offen aufgerufen worden, das Prozedere zu blockieren. Lauro behauptet aber, dass Trump seinen damaligen Stellvertreter niemals gedrängt habe, die Entscheidung der Wählerinnen und Wähler zu kippen. Er habe lediglich um Aufschub gebeten.

"Die ultimative Bitte an Vizepräsident Pence war, die Auszählung zu unterbrechen und den Bundesstaaten die Möglichkeit zu geben, sich einzubringen", erklärte Lauro am Sonntag in der CBS-Sendung "Face the Nation". Trump sei davon überzeugt gewesen, dass es bei der Wahl Unregelmäßigkeiten gegeben habe, die von den staatlichen Behörden untersucht werden müssten, bevor das Ergebnis bestätigt werden könne – Behauptungen, die zu der Zeit bereits von zahlreichen Gerichten zurückgewiesen worden waren.

Pence erhebt schwere Vorwürfe gegen Trump

Sollte Lauros Vorfreude auf einen möglichen Auftritt von Pence im Zeugenstand echt sein – und nicht nur taktisches Anwaltsgeplänkel – dürfte sie am Sonntag einen deutlichen Dämpfer bekommen haben. Denn Pence, der wie Trump um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bei der Wahl 2024 kämpft, wies die Aussagen des Verteidigers geradewegs zurück: "Sie haben mich gebeten, die Wahl zu annullieren. Ich hatte kein Recht, die Wahl zu annullieren", sagte der 64-Jährige in der CNN-Sendung "State of the Union".

Trump habe bereits im Dezember "überzeugt" gewirkt, dass Pence berechtigt sei, Wahlmännerstimmen aus den Bundesstaaten die Anerkennung zu verweigern, erklärte der ehemalige Vizepräsident. Und am 5. Januar hätten Trumps Anwälte ihm gesagt: "Wir wollen, dass Sie Stimmen direkt ablehnen." "Er hat sich damals geirrt, und er irrt sich auch heute", betonte Pence.

Und dann schaltete der Trump-Rivale in den Wahlkampfmodus und wurde noch deutlicher: "Das amerikanische Volk verdient es zu wissen, dass Präsident Trump mich gebeten hat, ihn über meinen Eid auf die Verfassung zu stellen, aber ich habe meinen Eid gehalten und werde ihn immer halten", verkündete der Republikaner. "Und ich kandidiere für das Präsidentenamt, weil ich denke, dass jemand, der sich selbst über die Verfassung stellt, niemals Präsident der Vereinigten Staaten sein sollte. Ich meine, unsere Verfassung ist wichtiger als ein einzelner Mann. Unser Land ist wichtiger als die Karriere eines einzelnen Mannes."

Smith hat Pence schon einmal vorgeladen

Trump hatte die Präsidentenwahl 2020 gegen den Demokraten Joe Biden verloren, seine Niederlage aber nie eingestanden. Stattdessen verbreitete er die Lüge vom Wahlbetrug und versuchte gemeinsam mit seinen Anwälten und anderen Unterstützern, das Ergebnis nachträglich zu kippen. Am 6. Januar 2021 rief der abgewählte Präsident seine Anhänger in einer Rede in Washington dazu auf, zum Kapitol zu marschieren und "auf Teufel komm raus" zu kämpfen. Ein Mob aus Trump-Fans stürmte daraufhin den Kongresssitz.

Wegen seines Verhaltens nach seiner Wahlpleite wurde Trump am Donnerstag in Washington angeklagt. Sonderermittler Jack Smith beschuldigt den 77-Jährigen, eine Verschwörung gestartet zu haben, um die Vereinigten Staaten zu betrügen, Wählern ihr Wahlrecht zu entziehen und ein offizielles Verfahren zu behindern.

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Smith hatte Pence schon während der Ermittlungen im Februar vorgeladen, und nach einigem juristischen Hin und Her war der Ex-Vizepräsident im April vor der für die Anklage verantwortlichen Grand Jury Rede erschienen. Im Sender CBS News machte der evangelikale Republikaner nun deutlich, dass er auch im anstehenden Prozess gegen Trump in den Zeugenstand treten würde, sollte er erneut vorgeladen werden:

"Wir werden auf den Ruf des Gesetzes reagieren, wenn er kommt, und wir werden einfach nur die Wahrheit sagen", kündigte Pence an. Angesichts der Aussagen des früheren Trump-Intimus von Sonntag dürfte es mit John Lauros Begeisterung dann endgültig vorbei sein.