Tsunami Verzweifelte Suche nach Überlebenden

Die Bilder erinnern an den Tsunami von 2004, wenngleich die Zerstörung weit geringer ist: Nach der Flutwelle auf der indonesischen Insel Java sind Strände und Küstendörfer verwüstet. Die Opferzahlen steigen stündlich.

Einen Tag nach dem verheerenden Tsunami an der Südküste Indonesiens laufen die Rettungsarbeiten auf Hochtouren. Helfer suchten am Dienstag in der von der Flutwelle zerstörten Region nach Überlebenden. Die Zahl steigt ständig, da in den Trümmern noch immer Tote gefunden würden, sagte ein Mitarbeiter des Indonesischen Roten Kreuzes.

Inzwischen geht man von mindestens 231 Toten aus: Ein örtlicher Behördenvertreter sprach von 171 Toten in dem am schwersten getroffenen Gebiet auf der Insel Java; das Rote Kreuz teilte mit, in den anderen Regionen seien insgesamt 60 Menschen ums Leben gekommen. Knapp 30.000 Menschen wurden durch die Katastrophe obdachlos.

Die Flutwelle hatte am Vortag ganze Landstriche und Touristenstrände überschwemmt. Besonders betroffen war das Feriengebiet Pangandaran Beach nahe Ciamis. Die Flutwelle weckte Erinnerungen an die Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004. Bis zu 232.000 Menschen starben damals, darunter hunderte deutsche Touristen.

6,8 auf der Richterskala

Die Flutwellen waren nach einem starken Erdbeben entstanden, das am Montagnachmittag (Ortszeit) die indonesische Insel Java um die Hauptstadt Jakarta erschütterte. Die mindestens zwei Meter hohen Wellen hätten mehrere Hotelbauten und Wohnhäuser an der Küste zerstört, berichteten Augenzeugen. Die Behörden gehen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer weiter anwächst. Viele Menschen gelten noch als vermisst, außerdem seien Hunderte verletzt worden.

Das Beben, dessen Stärke von Jakartas Nationalem Wetterdienst mit 6,8 angegeben wurde, ereignete sich um 15.20 Uhr Ortszeit (10.20 Uhr MESZ). Nach Messungen des US-Erdbebenzentrums lag die Stärke der Erdstöße sogar bei 7,7. Das Pazifik Tsunami Warnzentrum gab danach eine Warnung für den Indischen Ozean heraus. Neben Java könnten auch Sumatra, die australischen Weihnachtsinseln und die Kokosinseln betroffen sein. Das US-Warnzentrum auf Hawaii rechnete aber nicht mit einem verheerenden Tsunami wie vor eineinhalb Jahren.

Auf Java waren nach der Tsunami-Warnung viele Menschen in Panik aus ihren Häusern gerannt und auf umliegende Hügel geflüchtet. Im indonesischen Rundfunk sagte eine Zeugin namens Teti, zwei Meter hohe Wellen hätten mehrere Hotelbauten und Wohnhäuser an der Südküste Javas weggespült. "Da waren auch viele Fischerboote, die von den Wellen mitgerissen wurden." Sie und andere Zeugen hätten bei Pangandaran, einem der Touristenzentren der Insel, mindestens drei Menschen gesehen, die sie für tot hielten.

Tote ins Meer gespült

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono sagte vor Journalisten in Jakarta, Rettungskräfte suchten vor der Küste nach möglichen weiteren Opfern, die ins Meer gespült oder unter den Trümmern begraben worden. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wurde die Suche erschwert, weil der Strom ausgefallen war. Die deutsche Hilfsorganisation Malteser ist unterwegs ins Krisengebiet. Ein Erkundungsteam mit fünf Personen und mobiler Klinik soll am Dienstag in der Region eintreffen, teilte die Organisation in Köln mit. Zu dem Team gehören Ärzte, Krankenpfleger und Logistiker. Die Organisation Help - Hilfe zur Selbsthilfe schickte zwei Nothelfer aus Sumatra nach Java.

Nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes in Jakarta lag das Epizentrum des Bebens im Indischen Ozean, etwa 360 Kilometer südlich von Jakarta. Nach Rundfunkberichten wurden die Erdstöße in mehreren Städten im Westen Javas gefühlt. In Jakarta spürten vor allem Bewohner in höheren Häusern die Schwankungen.

Das zweite Beben binnen weniger Wochen

Auch auf der indischen Inselgruppe Andamanen und Nikobaren sowie in einigen indischen Küstenstaaten wurde Tsunami-Alarm ausgerufen. Örtliche Meteorologen sagten allerdings, auf den Inseln sei das Beben nicht zu spüren gewesen. Fischer wurden angewiesen, nicht aufs Meer hinauszufahren. Hubschrauber überflogen die Küste.

Dem neuen Beben waren in den vergangenen Wochen mehrere starke Erdstöße vorausgegangen. Am 27. Mai erschütterte ein Beben der Stärke 6,2 das Zentrum Javas um die Stadt Yogyakarta. 6000 Menschen starben, Tausende wurden verletzt.

Erinnerungen werden wach

Indonesien liegt am so genannten "Ring of Fire", einem vulkanischen Gürtel um den Pazifischen Ozean, an dem Erdbeben häufig vorkommen. Auch der verheerende Tsunami vom 26. Dezember 2004 war durch ein Erdbeben - mit der Stärke 9,1 - in Indonesien ausgelöst worden. Damals kamen in neun Staaten um den Indischen Ozean mehr als 220.000 Menschen ums Leben. 177.000 Menschen starben allein in der indonesischen Provinz Aceh auf der Insel Sumatra.

DPA · Reuters
Reuters/DPA