Ukraine-Krieg Greift die Ukraine nun auch Ziele in Russland an? Die Zeichen mehren sich

Der Brand in der Region Bryansk. Offiziell bestätigt wurde ein Feuer in einer Öllagerstätte.
Der Brand in der Region Bryansk. Offiziell bestätigt wurde ein Feuer in einer Öllagerstätte.
© @NotWoofers / Twitter
Bislang beschränkte sich die Ukraine bei der Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg auf militärische Ziele im Inland. Mehrere Indizien deuten nun darauf hin, dass auch Ziele in Russland ins Visier genommen werden.

Seit der Ausdehnung des russischen Angriffskriegs hat sich die Ukraine militärisch gegen die Invasoren gewehrt. Bislang wurden die Gegenangriffe aber nur gegen Ziele im Inland durchgeführt – das nahe russische Staatsgebiet blieb von Attacken verschont. Mehrere Indizien deuten darauf hin, dass sich das nun ändern könnte – oder sogar schon geändert hat.

▸ Hinweis 1: Der britische Verteidigungsstaatssekretär James Heappey sagte diese Woche britischen Medien, dass die ukrainischen Streitkräfte mit britischen Waffen auch russische Gebiete attackieren dürften. Mit seinem Statement ("vollkommen legitim für die Ukraine, Ziele in Russland anzugreifen") gab er den Ukrainern dafür von diplomatischer Seite aus grünes Licht. Sein Boss Boris Johnson unterstrich das mit den Worten: "Sie werden von russischem Territorium aus angegriffen. Sie haben ein Recht, sich zu schützen und zu verteidigen."

▸ Hinweis 2: In unmittelbarer Nähe zur ukrainischen Grenze gab es diese Woche mehrere Brände und schwere Vorfälle. in der Nacht zu Montag brannten Öllager in Bryansk (rund 300 Kilometer von der Ukraine entfernt). In der Nacht auf Mittwoch ging nun ein Munitionslager nahe Belgorod (nur rund 20 Kilometer im russischen Inland) in Flammen auf. Überwachungsvideos zeigen, dass vor dem Brand Raketen starteten und es eine Explosion im Nachthimmel gab – wahrscheinlich die russische Flugabwehr-Reaktion auf feindliche Raketenangriffe.
In der russischen Region Woronesch wurde nach Angaben des dortigen Gouverneurs am Mittwochmorgen eine unbemannte Drohne gesichtet und abgeschossen. Woronesch liegt rund 180 Kilometer von der Ukraine entfernt, die Hauptstadt der Region zählt zu den größten Städten des Landes.

▸ Hinweis 3: Russland wird nervöser, warnte diese Woche über Außenminister Lawrow vor einem "Dritten Weltkrieg" und drohte damit, in der Hauptstadt Kiew wieder Kommandostellen anzugreifen – selbst wenn dort "westliche Berater" anwesend wären. Möglicher Hintergrund: Russland bemerkt die zunehmende Gefahr für das eigene Land und will mit Einschüchterungen und Drohungen Attacken und Angriffe verhindern. Das Statement von James Heappey nannte die russische Seite sogar eine "direkte Provokation des Kiewer Regimes durch London" und drohte mit einer "angemessenen Antwort." 

Für die Ukraine sind die Ziele in Russland in mehrerer Hinsicht strategisch interessant: Von Russland aus werden noch immer Truppen und Material in die Ukraine verlegt. Diesen Nachschub zu stören und die russische Organisation zu behindern, kann der Ukraine auf dem eigenen Staatsgebiet nützliche Vorsprünge sichern. Gleichzeitig sind die Brände für die russische Bevölkerung ein Signal, dass sie nicht unverwundbar ist und der Feind stärker ist als offiziell bekannt.

Quellen: dpa, "Komersant", Gouverneur Woronesch, "Interfax"

tvm

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