"Staatskapitalismus beenden" Putins Rückendeckung schwindet: Mehrere Oligarchen verurteilen Angriff auf die Ukraine

Der russische Milliardär Oleg Deripaska
"Das ist eine echte Krise, und wir brauchen echte Krisenmanager", sagt Oleg Deripaska, Gründer des Aluminiumkonzerns Rusal auf Telegram
© Olga Maltseva / AFP
Die massiven Sanktionen des Westens gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs zeigen offenbar Wirkung: Eine Reihe der einflussreichsten russischen Unternehmer positionieren sich klar gegen Putins Vorgehen.

Putins Rückendeckung im eigenen Land schwindet offenbar. Nach dem Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine haben sich mehrere Oligarchen kritisch gegenüber dem Vorgehen des Kremls geäußert.

Der Milliardär Oleg Deripaska forderte angesichts der gegen Moskau verhängten Wirtschaftssanktionen am Montag ein Ende des "Staatskapitalismus" in Russland. "Das ist eine echte Krise, und wir brauchen echte Krisenmanager", erklärte der Gründer des Aluminiumkonzerns Rusal auf Telegram. "Wir müssen unbedingt die Wirtschaftspolitik ändern und diesen ganzen Staatskapitalismus beenden", fügte er hinzu. Die Regierung könne nicht "einfach abwarten", erklärte Deripaska. Er erwarte vom Kreml "Klarstellungen" zur "Wirtschaftspolitik in den nächsten drei Monaten".

Russischer Oligarch nennt Ukraine-Krieg "undenkbar und inakzeptabel"

In Russland wird nur selten Kritik der Wirtschaftselite an der Regierung laut. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben sich jedoch mehrere russische Oligarchen gegen das Vorgehen von Präsident Wladimir Putin gewandt. 

Der russische Milliardär Oleg Tinkow, Gründer der Tinkoff-Bank, kritisierte den Angriff auf die Ukraine in einem Beitrag auf Instagram am Montag. "Heute sterben in der Ukraine jeden Tag unschuldige Menschen, das ist undenkbar und inakzeptabel", erklärte er. Am Sonntag hatte auch der russische Oligarch Michail Fridman erklärt, "Krieg kann niemals die Antwort sein". In einem Schreiben an die Mitarbeiter seiner Beteiligungsgesellschaft LetterOne forderte der gebürtige Ukrainer nach Unternehmensangaben ein Ende des "Blutvergießens".

In einem am Montag veröffentlichten offenen Brief an Putin schrieb der Medienmogul Evgeny Lebedev: "Als Bürger Russlands bitte ich Sie, den Zustand zu beenden, in dem Russen ihre ukrainischen Brüder und Schwestern töten." Lebedev, der auch die britische Staatsbürgerschaft hat und im britischen Oberhaus sitzt, veröffentlichte den offenen Brief in der Zeitung "London Evening Standard", die ihm gehört. Europa stehe "am Rande eines weiteren Weltkrieges" und die Welt vor einer "möglichen atomaren Katastrophe", warnte er darin. Putin müsse die derzeitigen Verhandlungen mit Vertretern Kiews nutzen, um "diesen schrecklichen Krieg in der Ukraine zu beenden". "Als britischer Bürger rufe ich Sie dazu auf, Europa vor diesem Krieg zu schützen", schrieb Lebedev. "Als russischer Patriot bitte ich Sie, den unnötigen Tod weiterer junger russischer Soldaten zu verhindern. Als Weltbürger rufe ich Sie auf, die Welt vor der Auslöschung zu schützen."

Einer der reichsten Männer Russlands, der Oligarch Roman Abramowitsch, wurde nach Angaben einer Sprecherin von ukrainischer Seite um Hilfe gebeten. Er sei kontaktiert worden, "um bei der Suche nach einer Lösung zu helfen und bemüht sich nun zu helfen", erklärte Sprecherin Rola Brentlin.

Harte Sanktionen gegen Russland

Die EU-Staaten, die USA, Kanada, Japan und weitere westliche Verbündete haben eine ganze Reihe äußerst harter Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine beschlossen. Dazu zählen unter anderem ein Ausschluss wichtiger russischer Banken aus dem internationalen Zahlungssystem Swift, die Sperrung von Transaktionen der russischen Zentralbank zur Stützung der russischen Währung und Exportverbote für High-Tech-Güter. Die Strafmaßnahmen richten sich aber auch gegen Oligarchen und deren Vermögenswerte. 

Putin holte derweil zu einem neuen rhetorischen Schlag gegen den Westen aus. Bei einem Treffen, an dem unter anderem Russlands Zentralbankchefin Elwira Nabiullina und Sberbank-Chef German Gref teilnahmen, bezeichnete Putin die westlichen Länder als ein "Imperium der Lügen", das "Sanktionen gegen unser Land realisieren" wolle. 

AFP
yks