Mit seinen Atomdrohungen, dem Terror gegen die ukrainische Zivilbevölkerung sowie den Rückschlägen im Krieg isoliert sich Russland nach Einschätzung des Militärexperten Carlo Masala immer weiter. Masala sagte am Dienstag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", "die russische Föderation wird immer mehr zu einer Art internationalem Paria". Staaten wie Indien und China seien "extrem besorgt mit Blick auf die nukleare Frage". Hinzu käme, dass Länder, die zunächst auf einen Erfolg Russlands gesetzt hätten, enttäuscht über den Kriegsverlauf in der Ukraine seien und sähen, welche Probleme Russland habe.
Terror gegen Zivilisten gehört zur Russlands Strategie
Der Politikprofessor der Bundeswehruniversität München sagte weiter, Terror gegen die Zivilbevölkerung habe seit Kriegsbeginn zur russischen Strategie gehört. Die am Montag gestarteten Angriffe seien aber bislang ohne Beispiel: "Raketenschläge gegen das gesamte Territorium der Ukraine hatten wir in der Intensität noch nicht." Damit werde eingelöst, was Hardliner in Russland schon länger gefordert hätten: Nämlich die Ukraine so zu bombardieren, "dass der Winter für die Menschen extrem hart wird, ohne Heizung, ohne Wasser, ohne Elektrizität". Ein weiterer Effekt der Angriffe sei, dass dadurch ukrainische Kräfte gebunden würden, die dann nicht im Osten die Offensive gegen die russischen Besatzer verstärken könnten.
In den kommenden Tagen erwartet Masala Klarheit über einen möglichen Kriegseintritt von Belarus, dem engsten Verbündeten Russlands. Allein die Drohung mit diesem Schritt führe aber bereits dazu, dass die Ukraine sich auf eine mögliche neue Front im Norden vorbereiten müsse – auch dies binde Kräfte, die dann im Osten und Süden fehlten.
"Was bedeutet, dass die Intensität der Gegenoffensive abnehmen wird", sagte Masala. Dies könne es den russischen Truppen eventuell erleichtern, sich auf gesicherte Verteidigungslinien zurückzuziehen und die mit der Teilmobilisierung rekrutierten Soldaten zu integrieren.