Podcast "Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling: Erwarte noch mindestens ein Jahr Krieg in Ukraine

Ukrainische Soldaten bereiten sich auf den Beschuss russischer Stellungen an der Frontlinie vor
Ukrainische Soldaten bereiten sich auf den Beschuss russischer Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut in der Region Donezk vor
© Libkos/AP / DPA
Der Sicherheitsexperte Christian Mölling geht davon aus, dass der Krieg in der Ukraine noch mindestens ein Jahr dauert. "Russland kann diesen Krieg nicht verlieren, und noch kann die Ukraine ihn nicht gewinnen", sagt Mölling. Es gebe nach wie vor "eine gewisse Form von Stillstand, was die Landnahme angeht".

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling geht davon aus, dass der Krieg in der Ukraine noch mindestens ein Jahr dauert. Mölling sagte am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage": "Russland kann diesen Krieg nicht verlieren, und noch kann die Ukraine ihn nicht gewinnen." 

Neun Monate nach dem russischen Angriff auf das Nachbarland gebe es "eine gewisse Form von Stillstand, was die Landnahme angeht". Der mächtige Fluss Dnipro sei für die Ukrainer schwer zu überwinden. Auch im Donbass bewege sich die Front nur wenig. Zu beobachten seien aber zahlreiche Angriffe und Gegenangriffe. Der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sagte weiter, die Ukrainer könnten es sich nicht erlauben, der russischen Armee eine Gelegenheit zur Neuaufstellung zu geben. "Ich glaube nicht an die von vielen beschworene Winterpause", sagte er. Die Kämpfe würden auch unter schwierigen Bedingungen weitergehen. "Wir müssen uns auch vor Augen führen, dass dieser Krieg noch mindestens ein Jahr dauern wird, also bis 2023, 2024." Entscheidend sei die Unterstützung des Westens für die Ukraine.

Bundesregierung ohne Plan

Der Bundesregierung warf Mölling vor, sich nur schrittweise auf die Realität des Krieges einzustellen. "Wir sehen nicht, dass sich das Tempo und die Intensität der Entscheidungen der Bundesregierung einer Kriegssituation angepasst haben", kritisierte er. Mölling wies auf die Schwierigkeiten bei der Instandhaltung und Ersatzteilversorgung für die an die Ukraine gelieferten Haubitzen hin. Deutschland, so der Politologe, habe keinen Plan für die Unterstützung der Ukraine in den kommenden sechs Monaten. Positiver bewertete er dagegen die Hilfspakete, um den Anstieg der Energiepreise in Deutschland abzufedern. Er erwartet jedoch auch für die Zukunft hohe Belastungen. Mölling sagte, "wenn wir es ernst meinen, dass die Verteidigung des Westens und nicht nur der Ukraine auf dem Spiel steht, dann werden wir weiter Schulden machen müssen." 

Sanktionen wirken

Zuversichtlich zeigte sich Mölling, dass die westlichen Sanktionen Russland immer härter treffen werden, je länger sie in Kraft sind. Unter anderem stehe der russischen Führung weniger Geld für Waffenkäufe zur Verfügung. Die Lage der russischen Streitkräfte beschrieb er als "hilflos". Sie seien nach den Anfangserfolgen im Frühjahr letztlich auf dem Rückzug. Ihnen blieben Angriffe gegen die Infrastruktur, aber auch die hätten oft keinen dauerhaften Erfolg.

rw

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