Podcast "Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling: "Wir sind auch Spielbälle dieses Informationsgefechts"

Russlands Präsident Wladimir Putin
Wladimir Putin hatte behauptet, dass Ukrainer ins russische Grenzgebiet eingedrungen seien und Zivilisten angegriffen haben
© Mikhail Metzel / Sputnik / AFP
Sicherheitsexperte Christian Mölling ruft dazu auf, Wladimir Putins Behauptungen von ukrainischen Attacken in Russland, mit Vorsicht zu bewerten: "Wir sind auch Spielbälle dieses Informationsgefechts."

Sicherheitsexperte Christian Mölling ruft dazu auf, die russischen Behauptungen von ukrainischen Attacken in Russland mit Vorsicht zu bewerten. "Wir sind auch Spielbälle dieses Informationsgefechts", sagt er im stern-Podcast "Ukraine – Die Lage". Wladimir Putin hatte behauptet, dass Ukrainer ins russische Grenzgebiet eingedrungen seien und Zivilisten angegriffen haben. Die ukrainische Führung bestreitet das. Die Informationen sind nicht unabhängig zu prüfen.

Auch bei den Gerüchten, dass russische Neonazis die Angriffe begangen haben, die an der Seite der Ukraine kämpfen, warnt Mölling vor voreiligen Schlüssen. Man wisse nicht genau, wie viele Neonazis in der ukrainischen Verteidigung mitkämpfen. Er sagt: "Die Einschätzungen darüber sind hochgradig politisiert und spielen in diesem Krieg eine ganz zentrale Rolle für die Narrative."

Ukrainer haben das Recht, Russland anzugreifen

"Wenn es ein Angriff durch Ukrainer gewesen wäre, hätten sie natürlich das Recht die russische Seite anzugreifen", sagt Mölling. "Das ist eine legitime militärische Aktion." Gäbe es die Möglichkeit nicht, könnte der Angreifer sich immer wieder hinter seiner eigenen Grenze verstecken und vorbereiten. "Die Grenze des Territoriums ist nicht die Grenze für die Angriffe", erklärt der Sicherheitsexperte.

Trotzdem gelte zum einen die Trennung zwischen Zivilisten und Soldaten und zum anderen das Friedensgebot. "Ich darf reagieren, ich habe aber auch eine moralische Verpflichtung, Gewalt zu überwinden", sagt Mölling. Das würde nicht bedeuten, man müsse nach einem Eingriff die Gewalt unterlassen, aber man müsse Wege finden, den Krieg zu beenden.

Situation in Bachmut spitzt sich zu

"Es sieht so aus, als ob durch die massive Artillerieüberlegenheit der Russen, Bachmut nicht mehr länger zu halten ist", sagt Mölling. Bei dem Rückzug würden die ukrainischen Streitkräfte versuchen, die russischen Streitkräfte möglichst lange zurückzuhalten, um im Hinterland Verteidigungslinien aufzubauen. "Diese Art von Rückzugsgefecht kann total Sinn machen", sagt er. Auch weil die russischen Streitkräfte durch hohe Verluste geschwächt werden.

mkb