Bei minus 12 Grad Tagestemperatur versammelte der Kreml am Mittwoch Tausende Zuschauer im Luschniki-Stadion – offiziell um den Tag des Vaterlandsverteidigers zu feiern, der in Russland offiziell am 23. Februar angesetzt ist. In diesem Jahr wurden die Festivitäten auf drei Tage ausgedehnt. Der Feiertag, der 2002 unter diesem Titel eingeführt wurde, dient nun als Deckmantel, um nach einem Jahr Krieg den patriotischen Geist zu schüren.
So zumindest die Idee. Die Veranstaltung, die in Moskau stattfand, hatte nichts mit der versprochenen Mega-Show zu tun. Den Anfang machte eine kostümierte Truppe, die eine Hommage an den russischen Soldaten durch alle Zeiten hinweg inszenieren sollte – von den Kriegern, die gegen Dschingis Khan gekämpft haben, bis zur Roten Armee.
"Russland hat nur zwei Verbündete: die Armee und die Flotte!", krächzte nach der karnevalistischen Darstellung die Moderatorin Julia Baransowskaja ins Mikrofon – um anschließend eine Parade von "Helden" zu eröffnen. Als der erste Mann, der angeblich im Krieg in der Ukraine verwundet wurde, die Bühne betrat, klang der Applaus verdächtig nach Buh-Rufen. Ungelenk sagte er seinen schlecht einstudierten Text auf: "Jeder hat im letzten Jahr ein neues Familienmitglied bekommen: Russland", lautete der Abschluss seiner Rede, der ohne Begeisterung verhallte.
Die großen Stars bleiben der Show fern
Nach einem weiteren stotternden "Front-Helden" kündigte Baranowskaja schließlich ihren angeblichen Liebhaber Gregory Leps an, der ein patriotisches Liedchen zum Besten gab. Während das Playback spielte, drängten sich vor den Eingängen des Stadions immer noch Tausende von bestellten Zuschauen, um ins Innere zu gelangen.
Diejenigen, die es bis ins Stadion geschafft hatten, konnte aber nichts erwärmen, kein noch so rührselige patriotische Rede, kein noch so patriotische Hymne. Auch nicht der Auftritt des Vaters eines angeblichen Gefallenen, der die letzte Nachricht seines Sohnes abspielen ließ. Lauer Beifall war alles, wozu das Publikum bereit war. Sogar die Moderatorin Baranowskaja verdrehte entnervt die Augen und kündigte schnell den nächsten Musik-Act an.
Männer in Camouflage, mit Z-Symbolik auf den Ärmeln und verkleidete Kosaken im Hintergrund versuchten, die Menge wach zu rütteln. Vergeblich. Ein wenig Bewegung brachte nur der Sänger Schaman ein, der mit blondierten Haaren und einem melodramatischen Gesicht seinen Hit "Ich bin Russe" brüllte.
Ein paar Minuten für Wladimir Putin
Als zum Schluss Wladimir Putin die Bühne betrat, erklangen im Publikum vereinzelte Chöre, die den Kreml-Chef und Russland hochleben ließen. Doch Putin hatte für die versammelten Zuschauer nur einige wenige Sätze übrig. Der russische Oberbefehlshaber gratulierte allen mit dem bevorstehenden Feiertag und schwärmte von seinen Militärs. Und dann war es auch auch schon Schluss. Nach einem letzten "Russland"-Ruf verließ er in stolzer Einsamkeit die Bühne.