Am Mittwoch steigt im Moskauer Luschniki-Stadion die große Show. 200.000 Zuschauer werden mehrere Stunden lang die Invasion in der Ukraine feiern. Pop-Sternchen, die sich im vergangenen Jahr als treue Kreml-Patrioten bewährt haben, werden der Menge einheizen. Im Verlauf des Tages wird sich auch der russische Oberbefehlshaber persönlich auf der Bühne blicken lassen: Wladimir Putin.
Damit bei der Show nichts aus dem Ruder läuft, wird nichts dem Zufall überlassen – auch nicht, wer die 200.000 Zuschauer sein werden. Tickets für die Veranstaltung sind nirgendwo zu kaufen. Auf der Website des Luschniki-Stadions ist für den 22. Februar gar kein Event angesetzt. Auch auf anderen Ticket-Seiten wird die Show gar nicht aufgeführt – als ob gar nichts stattfindet.
Und doch werden im Netz Teilnehmer und Freiwillige gesucht, die am 22. Februar bei einer großen Show im Luschniki-Stadion, als "Fahnenträger, Organisatoren oder Navigatoren" auftreten. Bewerber werden mit dem Versprechen auf einen Auftritt Putins gelockt.
Zuschauer für Putings gesucht
Tatsächlich ist die gezielte Anwerbung von Zuschauern ein bewährtes Prozedere, um eine Putin-Show auf die Beine zu stellen. In Russland werden solche Veranstaltungen längst als Putings bezeichnet, eine Kombination aus den Worten Putin und Meeting.
Um die Tribünen zu füllen, werden Studenten und Beamte zusammengekarrt. So geschah es auch bei der letzten Show dieser Art am 30. September letzten Jahres. Damals sollte die Annexion ukrainischer Gebiete gefeiert werden. (Hier lesen Sie, wie der Rote Platz zu dieser Gelegenheit gefüllt wurde.)
In Bussen zusammengekarrt – die peinliche Putin-Show vor den Mauern des Kremls

Am Mittwoch wird der Kriegsbeginn vor einem Jahr zelebriert. Und wieder sollen Studenten und Beamte dafür sorgen, dass Putin den passenden Rahmen für seinen Auftritt bekommt. In der vergangenen Woche tauchten auf zahlreichen Telegrammkanälen und in VK-Gruppen Annoncen zur Rekrutierung von Statisten für die Show auf. Üblicherweise werden hier Zuschauer für verschiedenste TV-Formate gesucht – ab und zu jedoch auf für die Putings.
500 Rubel und Werbegeschenke
Laut einer typischen Anzeige, wie sie etwa auf dem Telegramkanal Massovki.net veröffentlicht wurde, wird im Luschniki-Stadion "ein patriotisches Konzert, das dem 23. Februar gewidmet ist", stattfinden. Stars wie Philip Kirkorow, Klawa Koka, Stas Mikhailow, Polina Gagarina und Grigory Leps werden angekündigt – alle ausnahmslos treu dem Kreml ergeben. Den Statisten werden 500 Rubel und Werbegeschenke als Entlohnung versprochen. Erwünscht sind besonders "Massenstatisten" im Alter zwischen 35 und 40 Jahren.
Auch Studenten werden wieder zusammengetrommelt. So erhielten einige Studenten der Moskauer Polytechnischen Universität Nachrichten, in denen sie gebeten wurden, kostenlos zum Konzert zu kommen und Freunde mitzubringen. Diejenigen, die dies wünschen, müssen Fotos ihrer Pässe zur Überprüfung durch das BFS einsenden. In den Nachrichten ist ebenfalls die Rede von einer "feierlichen Veranstaltung, die dem Tag des Vaterlandsverteidigers" gewidmet ist. Dieser Feiertag ist in Russland offiziell am 23. Februar angesetzt, wird aber in diesem Jahr auf drei Tage ausgedehnt.
Ähnliche Einladungen erhielten auch die Studenten der Gubkin-Universität für Erdöl und Gas in Moskau. Ihnen werden Plätze nahe der Bühne, Decken und die Freistellung von Vorlesungen versprochen. Die Timirjasew-Landwirtschaftsuniversität ging noch einen Schritt weiter und erklärte offenbar, dass ein Fernbleiben nur durch sehr schwerwiegende Gründe entschuldigt werden kann.
Letzte Blamage von Wladimir Putin
Sein letzter Auftritt im Luschniki-Stadion endete für Wladimir Putin in einer Blamage. Der Kreml-Chef trat nur wenige Augenblicke auf die Bühne, geschützt durch einen Kasten aus schusssicherem Glas. Sein Auftritt wurde von technischen Problemen überschattet. Im Nachhinein redeten ohnehin alle nur über Putins Garderobe: eine Jacke für 1,45 Millionen Rubel.
Damals wurde den Zuschauern 500 Rubel, zwei kostenlose Würstchen und Brei versprochen. Über ihre Belohnung zeigten sich einige schnell enttäuscht. Es stellte sich raus, dass Graupenbrei verteilt wurde – einer der billigsten Sorten, die es in Russland derzeit gibt.