"Ukraine – die Lage" "Der Krieg zieht sich ins nächste Jahr", sagt Militärexperte Masala – alleine, weil der Herbst kommt

Feuer löschen in Slowjansk: Ein russischer Luftangriff auf die Stadt im Süden der Ukraine hinterlässt ein Universitätsgebäude in Trümmern.
Feuer löschen in Slowjansk: Ein russischer Luftangriff auf die Stadt im Süden der Ukraine hinterlässt ein Universitätsgebäude in Trümmern.
© Anatolii Stepanov / AFP
Sechs Monate dauert der Krieg in der Ukraine bereits an – und er wird so schnell noch nicht vorbei sein, ist sich Militärexperte Carlo Masala sicher. Für den stern hat er analysiert, was der Herbst für die Kämpfe bedeutet.

Der Militärexperte Carlo Masala schaut nach der Vielzahl der Halbjahresrückblicke voraus. Auf die Frage, was dafür spreche, dass der Krieg in sechs Monaten vorbei sei, sagt er: "Meine optimistische Antwort: Nichts." Er werde ein Stellungs- und Abnutzungskrieg bleiben. "Der Krieg wird in sechs Monaten nicht vorbei sein." Ein Hauptgrund sei: "Russland zeigt keinerlei Zeichen des Einlenkens." Zudem verfügten beide Parteien nicht über die militärischen Möglichkeiten, der anderen Seite einen schweren Schlag zuzufügen, der den Krieg beenden oder die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen deutlich steigern würde.

Prof. Dr. Carlo Masala, Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr München
© Imago Images

Dr. Carlo Masala ist Professor für Internationale Politik an der Bundeswehruniversität München. 

Ukraine-Krieg: Masala erwartet Auswirkungen durch Herbst und Winter

Der Politikprofessor sieht aber schon deutliche Veränderungen in der Kriegsführung: "Die Ukrainer legen eine neue Strategie an den Tag." Sie hätten in einem begrenzten Maß die "Eskalationsdominanz". Ob Angriffe auf Munitionsdepots oder Anschläge auf der Krim – die Ukrainer würden in jüngster Zeit dort zuschlagen, wo sie es wollten. Für die Russen sei das unberechenbar. "Die Ukrainer wollen Chaos unter den russischen Truppen auslösen", so Masala – und das gelinge auch, aber reiche nicht, um insgesamt das Blatt zu wenden.

In den nächsten Wochen erwartet der Militärexperte starke Auswirkungen durch Wetter und Jahreszeitenwechsel. "Das Terrain wird ab Oktober für beide Seiten kaum noch nutzbar sein." Wenn es regne und schlammig werde, sei es schwierig mit motorisierten Verbänden oder Kettenfahrzeugen jenseits befestigter Wege vorzurücken. Ab Oktober würden deshalb die Aktionen von beiden Seiten stark zurückgehen. Das ändere sich frühestens im November oder Dezember, wenn es friere. Auch deswegen sei klar: "Der Krieg zieht sich ins nächste Jahr."

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