Podcast "Ukraine – die Lage" Sicherheitsexperte Mölling hält geleakte US-Dokumente für unbrauchbar

US-Behörden nahmen den mutmaßlichen Urheber eines der größten Geheimdienst-Skandale fest
US-Behörden nahmen den mutmaßlichen Urheber eines der größten Geheimdienst-Skandale rund um geleakte Dokumente um den Krieg in der Ukraine fest
© Michelle R. Smith / AP / DPA
Sicherheitsexperte Christian Mölling hält die im Internet aufgetauchten Geheimdokumente der US-Regierung für unbrauchbar und wenig aussagekräftig. Mölling sagt, die Unterlagen würden eine Momentaufnahme darstellen und nur ein Schlaglicht auf die Vorgänge werfen.

Der Sicherheitsexperte Christian Mölling hält die im Internet aufgetauchten Geheimdokumente der US-Regierung für unbrauchbar und wenig aussagekräftig. Mölling sagt am Freitag im stern-Podcast "Ukraine – die Lage", die Unterlagen würden eine Momentaufnahme darstellen und nur ein Schlaglicht auf die Vorgänge werfen. "Das ist eine mikroskopische Perspektive", warnt der Forschungsdirektor der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik. "Wir müssen uns um diese Dokumente nicht kümmern, weil wir sie nicht einsortieren können. Wir können sie nicht kontextualisieren." Hinzu käme, dass unklar sei, ob die Angaben überhaupt stimmen. Er verweist darauf, dass Geheimdienste immer darauf bedacht seien, ihre Quellen zu schützen: "Man kann nie nachvollziehen, ob die Information aus einem Cocktail-Empfang entstanden ist, aus einer seit drei Jahren zuverlässig und systematisch liefernden Quelle stammt oder ob jemand ChatGPT angeschmissen hat."

Auch Geheimmaterial kann falsch sein

Der Experte deutet an, dass die betroffenen Dienste nun versuchen könnten, die Glaubwürdigkeit des Materials in Zweifel zu ziehen, indem sie weitere Dokumente mit Falschinformationen verbreiten. "Aus der Sicht eines Geheimdienstes würde ich versuchen, alle Informationen, die jetzt draußen sind, zu diskreditieren", sagt er. "Das soll in einem Nebel aufgehen."

Mölling unterstützt die kritische Haltung von Außenministerin Annalena Baerbock gegenüber China. Diese sei nur konsequent und inhaltlich richtig, sagt er zum China-Besuch der Ministerin. Die "unreflektierte Wohlstandsnummer" bezeichnet er als altes Denken und führt aus, dass es nicht mehr ausreiche, sich nur darauf zu konzentrieren, durch Handel mit China Geld zu verdienen. Was die Gaslieferungen für Putin gewesen seien, seien die Handelsverbindungen für China: "nämlich ein Erpressungspotenzial". Daher müsse ein neuer Weg gefunden werden, um freier und unabhängiger zu werden, was auch mit Kosten verbunden sei. Mölling sieht dies auch im Zusammenhang mit der Zeitenwende durch den russischen Überfall auf die Ukraine: "Wahrscheinlich ist den meisten noch nicht ganz bewusst, in was für eine langfristige Transformationsphase wir mit diesem Krieg hineingekommen sind", sagt er. 

wue