Umstrittene Schiefergasgewinnung Oettinger will europaweite Regelung für Fracking

EU-Energiekommissar Günther Oettinger fordert eine europaweite Regelung zum Fracking. Obwohl seine Partei das Thema vorerst nicht mehr anpacken will, bekommt er Unterstützung aus den eigenen Reihen.

Für die umstrittene Schiefergasförderung (Fracking) hat EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) EU-weite Regeln noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt. "Der Schutz von Gebieten, wo Trink- und Grundwasser vorkommt, wie im Falle des Bodensees, ist absolut richtig. Auch auf EU-Ebene wird man sich das Thema Fracking und Umweltschutz in diesem Jahr genauer anschauen", sagte er der Zeitung "Die Welt".

Oettinger warnte vor zu viel Furcht vor den Fracking-Risiken. Deutschland dürfe sich die Chancen nicht entgehen lassen, welche die Gasvorkommen unter dem eigenen Boden bieten. Nun sollte die nötige Rechtsgrundlage für Demonstrationsprojekte und für die praktische Erprobung geschaffen werden. "Wenn wir Probebohrungen zulassen, werden wir in einigen Jahren weit klüger sein und auch über die Kosten besser Bescheid wissen. Das muss man einem Ingenieurland wie Deutschland dringend raten."

Schiefergasförderung ist hierzulande stark umstritten. Während Unterstützer in der Technik eine neue Energiequelle sehen, befürchten Umweltschützer Gefahren für das Grundwasser durch den Einsatz von Chemikalien. In der schwarz-gelben Koalition hatte es zuletzt Streit über eine gesetzliche Regelung für die Gasförderung gegeben. Mitte Mai wurde ein Gesetzentwurf wegen des Widerstands in der Union wieder von der Kabinetts-Tagesordnung genommen. Damit wird eine Entscheidung vor der Bundestagswahl immer unwahrscheinlicher.

Parteikollegen unterstützen Oettinger - nach der Wahl

Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sprach sich für einen offenen Umgang mit der Technik aus. "Es wäre falsch, Fracking in Deutschland komplett zu verbieten", sagte er ebenfalls der Zeitung "Die Welt". Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) sagte, er sei dafür, "dass wir diese Technologie nach allen Seiten hin ernsthaft ausleuchten". Beide Politiker plädierten dafür, Entscheidungen erst nach der Bundestagswahl und den Landtagswahlen in ihren Ländern im Herbst zu treffen.

In den USA wird die Technologie bereits stark eingesetzt und führte dort zu einem neuen Gasboom. Die US-Regierung will bei Gas und Öl unabhängiger werden - das Fracking ist ein wichtiger Baustein. Nach Einschätzung vieler Experten könnten die Vereinigten Staaten in wenigen Jahren zum größten Gas- und Ölförderer der Welt aufsteigen. In Europa stößt die Technik nicht nur in Deutschland auf Widerstand. So ist Fracking zum Beispiel in Frankreich, wo es ebenfalls große Vorkommen an Schiefergas geben soll, verboten.

Durch die Methode können Erdgasvorkommen angezapft werden, die bisher nicht zugänglich waren. Für Kritik sorgt jedoch, dass die Bohrunternehmen nicht offenlegen, welche Chemikalien sie einsetzen.

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ono/DPA/AFP