Fracking ist eine Technologie, die mit hohem Druck und der Nutzung von gefährlichen Chemikalien Flüssiggas aus der Erde presst. Und seit 2017 ist das so genannte "hydraulische Fracking" in Deutschland komplett verboten, "auch wenn wir uns für zwei Dekaden energieunabhängig machen könnten", sagt Redakteurin Alexandra Kraft in der 440. Folge "heute wichtig".
Das Fracking-Verbot: eine politische Entscheidung
"Es ist eine politische Entscheidung, dass das verboten ist", sagt Alexandra Kraft. Das gefällt nicht jedem – denn erst kürzlich argumentierte Finanzminister Christian Lindner mit den Ergebnissen einer Expert:innen-Kommission, dass Fracking "verantwortbar" sei, die Argumente gegen das Fracking überholt. Er habe nicht ganz unrecht, meint die "stern"-Redakteurin im Podcast: "Die Technologie ist zwar gleichgeblieben, aber wie man es macht, ist besser geworden."
Früher gab es Erdbeben um die Fracking-Stellen, das habe man heute zum Beispiel besser unter Kontrolle. Ungefährlich ist die Technologie trotzdem nach wie vor nicht. "Man weiß nicht sicher, was mit dem Grundwasser ist", sagt Alexandra Kraft. Auch Methan-Lecks in den Pipelines ließen sich kaum ausschließen. Und dabei "ist Methan eines der schlimmsten Umweltgifte, die wir haben". Und auch mit den Langzeitstudien sei das noch "so eine Sache", sagt die Wissens-Redakteurin. Sie ist sich aber sicher, dass es für all’ das im Fall der Fälle strengere Kontrollen in Deutschland gäbe. "Wir aber geben die Kontrolle ab", sagt sie.
Der Import von Flüssiggas: "Wir beuten andere Länder aus"
Stattdessen importiert Deutschland Flüssiggas aus anderen Ländern, aus den USA zum Beispiel, möglicherweise bald auch aus Katar. "Wir beuten andere Länder aus. Wir sind nicht bereit, hier zu fracken, aber sehr wohl, das in anderer Leute Vorgarten zu machen." Zumal das so genannte "grüne Gas" für den Transport nach Europa auch noch energie-intensiv heruntergekühlt werden müsse.
Fracking in den USA: "Die Amerikaner gehen viel skrupelloser vor"
Wie Fracking andernorts vonstattengeht, hat Alexandra Kraft auf ihren Recherchen in Texas mit eigenen Augen gesehen. "Die Amerikaner gehen viel skrupelloser vor. Die finden ein Gasfeld und dann bohren die da los", sagt sie im Gespräch mit "heute wichtig"-Host Michel Abdollahi. Die Auflagen in den Staaten seien anders, das Grundwasser und die Pipelines nur lax kontrolliert: "Dort wird das Zeug brutal aus dem Boden gepumpt, unter anderem im Vorgarten eines Kindergartens", berichtet die Redakteurin von ihren Recherchen. Die Anwohner:innen, die es trifft, seien oft an der Armutsgrenze, hätten nicht die Chance, sich zu wehren. Fracking ist in den USA ein Jobbringer, "aber die Leute haben auch Angst", sagt Alexandra Kraft. Und Deutschland lagert das Problem einfach aus: "Wir sind skrupellos. Wir wollen unseren Luxus erhalten, sind bereit Fracking zu fördern, aber nicht hier bei uns – das ist verlogen."
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