Der wegen Völkermordes angeklagte einstige Serbenführer Radovan Karadzic darf sich nicht mehr selbst vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verteidigen. Der Gerichtshof wies ihm am Donnerstag einen Pflichtanwalt zu. Die Richter reagierten damit auf den Boykott des Verfahrens durch Karadzic. Der Prozess wird bis zum 1. März unterbrochen, da sich der Pflichtverteidiger erst einarbeiten muss.
Karadzic werden Kriegsverbrechen während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft erklärte bei der Verlesung der Anklageschrift, der frühere Psychiater habe eines der "dunkelsten Kapitel der Menschheit" zu verantworten. Als Oberkommandierender der bosnischen Serben sei Karadzic für die Tötung von mehr als 7000 muslimischen Männern und Jungen in der Ortschaft Srebrenica im Juli 1995 verantwortlich. Außerdem wird ihm die 43 Monate währende Belagerung Sarajewos zur Last gelegt, während der schätzungsweise 10.000 Menschen ums Leben kamen. Karadzic bestreitet die Anklagevorwürfe.