US-Vorwahlen Obama lehrt Clinton das Fürchten

Er hat es geschafft: Barack Obama ist nach seinen drei jüngsten Vorwahl-Erfolgen die Nummer eins im Rennen der Demokraten um die US-Präsidentschaftskandidatur. Und während es im Lager seiner Konkurrentin Hillary Clinton gärt, will Obama seine Siegesserie fortsetzen. Sogar Hillary-Fans scharen sich jetzt um ihn.

Mit Siegen bei den Präsidentschaftsvorwahlen in den US-Bundesstaaten Virginia und Maryland sowie in der Hauptstadt Washington hat bei den Demokraten Barack Obama erstmals die Führung vor seiner Konkurrentin Hillary Clinton übernommen. Nach Berechnungen des US-Senders CNN liegt der schwarze Senator nach Delegiertenstimmen derzeit mit 1215 zu 1190 knapp vor der früheren First Lady.

US-Medienberichten zufolge konnte sich Obama bei allen drei Abstimmungen der sogenannten Potomac-Vorwahlen - der Fluss Potomac fließt durch alle drei Gebiete - klar gegen Clinton durchsetzen. In Virginia stimmten demnach 64 Prozent der Wähler für den 46 Jahre alten Senator aus Illinois, 35 für Clinton. In Maryland fiel das Ergebnis nach Auszählung von mehr als 60 Prozent der Stimmen mit 60 zu 37 Prozent ähnlich aus. In der Hauptstadt Washington stimmten sogar 75 Prozent der demokratischen Wähler für Obama und nur 24 Prozent für die 60-jährige New Yorker Senatorin Clinton.

McCain gewinnt bei Republikanern

Bei den Republikanern baute Senator John McCain seinen Vorsprung weiter aus. McCain ging ebenfalls aus allen drei Abstimmungen als klarer Sieger hervor. Er gilt bereits als sicherer Kandidat der Republikaner für die Präsidentenwahl. Zwar fiel sein Triumph über den ehemaligen Baptistenprediger und Ex-Gouverneur Mike Huckabee in Virginia mit rund 50 zu 41 Prozent vergleichsweise knapp aus, was Beobachter als Zeichen mangelnden Rückhalts bei der religiösen Rechten deuteten. Doch benötigt McCain nur noch 379 Delegierte, um die Nominierung fest in der Tasche zu haben. Experten erwarten, dass ihm dies schon am 4. März, wenn unter anderem die Abstimmungen in großen Staaten wie Texas und Ohio anstehen, gelingen wird.

Dieser Tag, an dem insgesamt mehr als 400 Delegiertenstimmen vergeben werden, wird auch für das Rennen zwischen den beiden Bewerbern der Demokraten eine entscheidende Rolle spielen. Doch zunächst stehen am 19. Februar Vorwahlen in Hawaii und vor allem in Wisconsin an. Hier geht es immerhin um 74 Delegiertenstimmen - bei der Knappheit des Rennens eine nicht zu unterschätzende Zahl.

Barack Obama trat deshalb nach seinen jüngsten Siegen auch in Wisconsins Hauptstadt Madison vor seine Fans. Er sehe nun eine "neue amerikanische Mehrheit" hinter sich, sagte er bei einer Wahlkampfveranstaltung. Menschen aus allen Regionen und allen Gruppen hätten sich hinter seinen Ruf nach Wandel gestellt. "So sieht der Wandel aus, wenn er von der Basis kommt. Dies ist die neue amerikanische Mehrheit. Auch wenn wir jetzt in Washington DC (dem Hauptstadtbezirk) gewonnen haben, diese Bewegung wird erst zum Stehen kommen, wenn sich in Washington DC etwas ändert", sagte Obama vor jubelnden Anhängern mit Blick auf das Weiße Haus.

Und er scheint recht zu haben. Die Potomac-Vorwahlen haben gezeigt, dass Barack Obama nicht nur der Kandidat der Schwarzen und der Gebildeten ist. Er konnte in Virginia, Maryland und Washington in fast allen Wählerschichten punkten. So hat Obama nach US-Medienberichten sowohl von den älteren Wählern als auch von den Arbeitern wie von den Frauen mehr Stimmen bekommen als Clinton. Dies muss die ehemalige First Lady sehr nachdenklich stimmen, schließlich baut sie vor allem auf diese drei Gruppen.

Obama will im weißen Wisconsin siegen

Wie sehr der Kandidat Obama bei der weißen Bevölkerung angekommen ist, wird sich nun in Wisconsin zeigen. Eigentlich ist Wisconsin ein schwieriger Staat für Obama: 90 Prozent der Bevölkerung ist weiß, und diese Wählergruppe hat bisher zu Clinton gehalten. Doch die Erkenntnisse aus den Potomac-Vorwahlen dürfte dem Obama-Lager Mut machen. Wie auch die aktuellen Umfragen aus Wisconsin: Diese sehen Obama mit 50 Prozent deutlich vor Clinton mit 39 Prozent.

Clinton scheint den Staat an den großen Seen auch schon fast aufgegeben zu haben. Sie konzentriert sich jetzt auf die Abstimmungen in Texas und Ohio. Vor allem Texas mit seinen 228 Delegiertenstimmen ist ein Staat, den Clinton gewinnen muss. Schließlich werden hier wieder die Latinos eine große Rolle spielen. Bisher sind die Clintons treueste Anhänger. Doch Obama will sein "Momentum" auch bei den Latinos nutzen und hat - wie auch Clinton - den Staat schon mit TV-Werbspots in Spanisch überflutet, die sich explizit an die Latinos richten. Anscheinend mit Erfolg: Clintons einstmals überwältigender Vorsprung in den Umfragen im "Lone-Star-State" sind auf rund zehn Prozent zusammengeschmolzen. Vor allem weil Obama mehr und mehr Unterstützung von den Latinos bekommt. Hillary Clinton aber will kämpfen. Sie flog schon in die texanische Grenzstadt El Paso. Auf ihre Niederlagen in den Potomac-Vorwahlen ging sie nicht ein. Stattdessen gab sie die Devise für den bevölkerungsreichen Bundesstaat aus: "In drei Wochen werden wir durch Texas hindurchfegen".

Doch eine der wichtigsten Aufgaben der Senatorin aus New York wird es zunächst sein, rasch wieder für Ruhe in den eigenen Reihen zu sorgen. Ihr stellvertretender Wahlkampf-Chef Mike Henry warf das Handtuch, nachdem zwei Tage zuvor die Leiterin, Patti Solis Doyle, ihren Posten geräumt hatte.

Noch ist Zeit für Clinton, Ordnung in iihr Team zu bekommen. Denn allgemein wird nicht erwartet, dass der demokratische Kandidat schon nach dem 4. März feststeht. Deshalb wird sich das Rennen wohl bis in den Sommer hinziehen. Die letzten Vorwahlen stehen im Juni an. Die eigentliche Präsidentenwahl, bei der über die Nachfolge von George W. Bush entschieden wird, findet am 4. November statt.

mta mit Agenturmaterial