Kurz vor dem "Super-Dienstag" mit US- Präsidentschaftsvorwahlen in über 20 Staaten spitzt sich das Rennen in beiden Lagern auf einen Zweikampf zu. Bei den Demokraten wird der bisherige Dritte John Edwards überraschend das Handtuch werfen. Damit wird das Rennen endgültig zu einem Duell zwischen der ehemaligen First Lady Hillary Clinton und dem schwarzen Barack Obama.
Edwards hatte zwar bisher keine der Vorwahlen für sich entscheiden können, aber stets betont, dass er am "Super-Dienstag" antreten werde. Seine Entscheidung zur Aufgabe kam daher völlig unerwartet. Dem Sender CNN zufolge informierte Edwards beide Bewerber in einem Telefongespräch über seinen Entschluss und ersuchte sie, sich dem "Kampf gegen die Armut" zu verpflichten, den er in den Vordergrund seines Wahlkampfes gestellt hatte.
Wen unterstützt Edwards nun?
Unklar ist bislang, ob Edwards eine Wahlempfehlung für einen der beiden abgegeben wird. Eine solche Empfehlung wäre für Obama oder Clinton ein womöglich entscheidender Vorteil. Denn bislang liefern sie sich ein sehr enges Kopf-an-Kopf-Rennen um die Kandidatur der Demokraten. Edwards, ehemaliger Sentor aus South Carolina, könnte mit einer Empfehlung besonders die Wähler in den Südstaaten der USA beeinflussen. Die Südstaaten spielen eine entscheidende Rolle im Nominierungsprozess.
Selbst Kommentatoren im US- Fernsehen wagten zunächst nur folgende Prognose: "Auf alle Fälle nicht Hillary Clinton." Die Gattin des Ex-Präsidenten "symbolisiert genau das,was Edwards bekämpft". Das "alte Washington", das viel zu eng mit den Lobbies "turtelt", das sich durch Spendengelder der Unternehmen gefügig machen lässt und darüber die Menschen auf der Schattenseite aus den Augen verliert. Nur: Ob das bedeutet, dass Edwards den schwarzen Senator Obama unterstützt, ist noch nicht sicher.
Edwards war 2004 als Vizepräsidentschaftskandidat an der Seite von John Kerry vergebens gegen die Republikaner George W. Bush und Dick Cheney angetreten, die erfolgreich um eine Wiederwahl warben. Der 54-jährige Rechtsanwalt Edwards hatte es in diesem Wahlkampf von Anfang an schwer gehabt. Fast von Beginn an konzentrierte sich das Medieninteresse ganz auf das Duell Obama gegen Clinton, schließlich geht es um die historische Frage, ob erstmals ein Schwarzer oder eine Frau in Washington an die Macht kommt. "Sind wir nur zwei oder drei?", fragte Edwards etwa bei einer TV-Debatte vergangene Woche. Das wirkte eher hilflos als witzig. Zeitweise schien es, als sei der Mann aus South Carolina zum Statisten reduziert.
Hinzu kam Edwards Botschaft, die mitunter beinahe "klassenkämpferische" und missionarische Züge annahm. Kampf der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich, Kampf den mächtigen Großunternehmen und Geschäftsinteressen, die das politische Washington beherrschen - seine These von den "zwei Amerikas" wirkte mitunter etwas holzschnittartig. Und ganz offenbar wenig überzeugend auf die Wähler. Als Kritiker Edwards dann vorwarfen, dass er sich einen Haarschnitt für 400 Dollar leiste, fiel dem Vertreter "des kleinen Mannes" die Antwort schwer.
Clinton siegte bei der demokratischen Kandidatenkür in Florida mit großem Vorsprung vor Obama, aber der Erfolg hat nach dem bisherigen Stand nur symbolische Bedeutung. Als Strafe für eine Vorverlegung der Vorwahlen hatte der Parteivorstand der Demokraten wie schon zuvor im Fall Michigan beschlossen, das Ergebnis nicht bei der Nominierung zu berücksichtigen. Die Bewerber hatten deshalb auch in dem Staat keinen Wahlkampf betrieben. Dennoch sprach Clinton von einem "großen Sieg".
Ausstieg von Giuliani erwartet
Auf republikanischer Seite wurde nach einer schweren Vorwahl-Niederlage in Florida der Ausstieg des New Yorker Ex- Bürgermeisters Rudy Giuliani erwartet. Der Sieger der Kandidatenkür, Senator John McCain, geht als Favorit in das Ringen mit Ex-Gouverneur Mitt Romney am 5. Februar.McCain kam in Florida auf 36 Prozent vor Romney mit 31 Prozent. Giuliani erreichte 15 Prozent und lag damit nur knapp vor dem Ex- Gouverneur von Arkansas, Mike Huckabee (14 Prozent). Huckabee, der überraschende Sieger der Kandidatenkür in Iowa, will aber weiter im Rennen bleiben.
Der große Verlierer der republikanischen Vorwahl in Florida war Giuliani. Er hatte sich im bisherigen Vorwahlkampf praktisch ganz auf Florida konzentriert und sich von einem Sieg dort den nötigen Schwung für die Massenabstimmungen am 5. Februar erhofft. Experten sprachen von einem schweren Strategiefehler.
McCain zeigte sich vor jubelnden Anhängern überzeugt davon, dass er die Nominierung gewinnen werde. Er räumte aber zugleich ein, dass noch ein schwerer Weg vor ihm liege. "Heute, meine Freunde, feiern wir, morgen heißt es zurück zur Arbeit." Romney konnte in einer Rede vor seinen Anhängern seine Enttäuschung nicht verbergen, sagte aber zugleich, dass die Entscheidung über die Nominierung noch lange nicht gefallen sei.
McCain hat nach seinem Sieg in Florida nun 93 Delegiertenstimmen für den Nominierungsparteitag im Sommer für sich gewonnen, Romney bringt es auf 59, Huckabee auf 40 und Giuliani auf eine. Für eine Nominierung auf dem Parteitag im Sommer werden 1191 Stimmen benötigt. Am "Super-Dienstag" allein geht es bei den Republikanern um 1023 Stimmen.