US-Präsident Joe Biden hat sich Insidern zufolge bei einem Telefonat mit seinem Wahlkampfteam entschlossen gezeigt, für die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl anzutreten. "Ich werde kandidieren" (engl. "I am running"), habe er am Mittwoch erklärt. Auch seine Sprecherin Karine Jean-Pierre antwortete auf die Frage, ob der 81-Jährige nach seiner weithin als schwach bewerteten Wahldebatte einen Rückzieher prüfe: "Absolut nicht."
Für Aufsehen sorgte ein Bericht der Zeitung "New York Times", wonach Biden sich gegenüber einem Verbündeten besorgt gezeigt haben soll über die Aussichten für seinen Wahlkampf. Der Demokrat sei sich dessen bewusst, dass er in den kommenden Tagen die Öffentlichkeit davon überzeugen müsse, dass er dem Job gewachsen sei, zitierte die "New York Times" am Mittwoch einen namentlich nicht genannten Verbündeten. Ihm zufolge habe der 81-Jährige gesagt, dass er wisse, seine Kandidatur möglicherweise nicht mehr retten zu können, wenn er die Öffentlichkeit in den kommenden Tagen nicht von seiner Eignung als Präsidentschaftskandidat überzeugen könne.
Unter Verweis auf seinen schwachen Auftritt gegen Donald Trump vergangene Woche hieß es, Biden wisse, dass bei zwei weiteren derartigen Ereignissen bis zum Ende des Wochenendes "wir in einer anderen Lage" sein würden (engl: "we're in a different place").
Weißes Haus dementiert Bericht der "New York Times"
In der Überschrift des Berichts hieß es, Biden habe dem Verbündeten gesagt, dass er die Fortsetzung seines Wahlkampfs prüfe. Der Bericht selbst enthielt keinen Verweis auf entsprechende Aussagen des Präsidenten.
Auch der US-Sender CNN berichtet unter Berufung auf einen namentlich nicht genannten Verbündeten Bidens, dieser habe eingeräumt, dass die nächsten Tage entscheidend seien, um seine Wiederwahl zu retten. "Er sieht den Moment. Er hat einen klaren Blick", sagte die Person laut CNN. "Die Umfragewerte sinken, die Spendensammlung versiegt, und die Interviews laufen schlecht. Er ist nicht unaufmerksam." Dabei war unklar, ob es sich bei der Person um die gleiche Quelle handelte.
Das Weiße Haus hat den Bericht der "New York Times" zurückgewiesen. "Diese Behauptung ist absolut falsch", teilte ein Sprecher der Regierungszentrale auf Anfrage mit. "Wenn uns die 'New York Times' mehr als sieben Minuten Zeit gegeben hätte, das zu kommentieren, hätten wir ihnen das auch so gesagt." Die Frage, welche Stellungnahme das Weiße Haus zum CNN-Bericht abgeben wolle, beantwortete der Sprecher kurz angebunden: "Dieselbe."
Rufe nach Rückzug von Joe Biden werden lauter
Zudem sprach erstmals ein hochrangiger Demokrat über den möglichen Ablauf nach einem Ausscheiden Bidens. Der Abgeordnete Jim Clyburn – der den Ruf eines Königsmachers bei den Demokraten genießt – sagte dem Sender CNN, es könne "Mini-Vorwahlen" geben. Wenn Vizepräsidentin Kamala Harris als Kandidatin für die Präsidentschaftswahl antreten würde, bräuchte sie zudem selbst einen neuen Vize. "Und damit würde all das uns die Gelegenheit geben, nicht nur zu prüfen, wer an der Spitze der Liste stehen sollte, sondern auch, wer für den zweiten Platz am besten geeignet wäre." Clyburn hatte sich am Dienstag bereits für Harris als Ersatzkandidatin ausgesprochen, sollte es soweit kommen.
Historische TV-Duelle: Diese Präsidentschaftsdebatten veränderten den Wahlkampf

Nach einem Krankenhausaufenthalt wirkt der republikanische Vizepräsident Nixon alt und müde. Er schwitzt im heißen Scheinwerferlicht – ein scharfer Kontrast zu dem jungen, gut aussehenden Senator Kennedy, der Make-up trägt. Für die rund 70 Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen zählt am Ende mehr, was sie sehen, als was sie hören.
Der Wahlsieger heißt Kennedy
Das Wahlkampfteam von Ex-Präsident Donald Trump ging bereits zum verbalen Frontalangriff auf die Demokratin über: "Die Demokraten beginnen, sich hinter Kamala Harris zu versammeln, da es nicht mehr zu leugnen ist, dass Joe Biden ungeeignet für das Amt ist", hieß es in einer E-Mail der republikanischen Gegenseite. Trumps Team zeichnete das Feindbild einer Politikerin aus dem als demokratische Hochburg bekannten US-Bundesstaat Kalifornien und listete auf, was alles gegen eine Harris-Präsidentschaft spreche.
Für Biden desaströse TV-Debatte
In der vergangenen Woche hatte der Demokrat Biden bei einer TV-Debatte gegen seinen Herausforderer Donald Trump einen desaströsen Auftritt hingelegt. Mittlerweile wächst der Druck auf den Demokraten auch in den eigenen Reihen. Die bekanntesten Gesichter der Partei halten sich bislang mit harscher Kritik zurück und stehen öffentlich hinter Biden.

Das Weiße Haus bemüht sich, Zweifel an seiner Eignung für das Amt zu zerstreuen und seinen verpatzten Auftritt im Fernsehen so gut es geht vergessen zu machen.
Biden will sich heute mit demokratischen Gouverneuren treffen, um sich deren Unterstützung zu sichern. Am Freitag will er ein Fernsehinterview geben. Zudem sind in den kommenden Tagen Wahlkampfauftritte in Wisconsin und Pennsylvania geplant. In der kommenden Woche will er eine Pressekonferenz beim Nato-Gipfel in Washington geben.
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