Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi nochmals zum Umgang mit homosexuellen Besuchern der Spiele geäußert. Es werde nichts verboten und niemand werde verhaftet, "Sie können sich ruhig und entspannt fühlen", sagte Putin an die Adresse von Homosexuellen. "Aber bitte lassen Sie Kinder in Ruhe."
Putin äußerte sich in Sotschi vor freiwilligen Helfern bei der Ausrichtung des Großereignisses. Der Präsident hatte im vergangenen Juni ein Gesetz unterzeichnet, das die Propagierung der Homosexualität in Gegenwart von Minderjährigen unter Strafe stellt.
Regenbogen auf den Helfer-Uniformen
Kritik an den Gesetzen wies Putin zurück. Verboten sei nur die Werbung für gleichgeschlechtliche Kontakte unter Minderjährigen und nicht Homosexualität an sich. "Das sind völlig verschiedene Dinge: das Verbot von bestimmten Beziehungen oder von Propaganda dieser Beziehungen", sagte Putin.
Eine der Helferinnen wollte im Gespräch mit dem russischen Präsidentenwissen, wie ausgerechnet die oft von Homosexuellen als Toleranz-Symbol benutzte Regenbogenfahne auf die Uniform der Freiwilligen komme. Putin antwortete, er habe die Anzüge nicht entworfen.
Proteste von Nobelpreisträgern
Schwule und Lesben kämpfen in Russlands konservativer Gesellschaft mit vielfachen Formen diskriminierender Behandlung. Aus Protest gegen diese Diskriminierung und die Beschneidung der Meinungsfreiheit in Russland hatten einzelne Sportler, Künstler und Politiker zum Boykott der Winterspiele aufgerufen, die vom 7. bis zum 23. Februar stattfinden.
Erst am Dienstag hatten 27 Nobelpreisträger in einem Brief an Putin die Diskriminierung von Homosexuellen in Russland angeprangert. US-Präsident Barack Obama schickt eine US-Delegation mit der offen lesbischen Tennisikone Billie Jean King nach Sotschi, was als deutliches Signal an Putin gilt.
Die Bundesregierung, die EU und die USA werfen Russland vor, mit dem Verbot von positiven Äußerungen über Homosexualität in Gegenwart von Kindern ein Klima des Hasses zu schüren. In Moskau kritisierte die EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström das "Verbot von Homosexuellen-Propaganda" als Gefahr für die Menschenrechte.