Krieg in der Ukraine Wagner-Söldner erschlagen offenbar Deserteur vor laufender Kamera

Jewgeni Nuschin unmittelbar vor seinem Tod
Jewgeni Nuschin unmittelbar vor seinem Tod
© Telegram
Ein russischer Häftling, der sich von der Wagner-Truppe anwerben ließ, soll von den Söldnern ermordet worden sein. Die Truppe von Jewgeni Prigoschin hat mit dem brutalen Akt offenbar ein Exempel statuieren wollen. 

Die Wagner-Gruppe hat schon vor Monaten begonnen, gezielt Häftlinge in Russland anzuwerben. Ihnen wurde neben einem guten Gehalt eine Amnestie versprochen, wenn sie bereit waren, in der Ukraine zu kämpfen. Einer von ihnen desertierte, fiel jedoch durch ungeklärte Umstände den Wagner-Männern wieder in die Hände. Auf einem Video sind nun seine letzten Sekunden zu sehen. Es zeigt, wie der Kopf des Mannes mit Klebeband an einen großen Stein fixiert wird. Dann gesteht er seine Desertion, bevor ein Wagner-Soldat ihn mit einem Hammer erschlägt. Die Kämpfer filmten die grausame Tötung für ihren Chef Jewgeni Prigoschin, der den Spitznamen "Putins Koch" trägt. Der sagte dazu: "Mir scheint, dieser Film sollte heißen: 'Ein Hund stirbt einen Hundetod.'"

Damit zitiert Prigoschin eine Redewendung, die auch der sowjetische Diktator Stalin gern gebraucht hat. Zynisch fügte Prigoschin hinzu: "Das war eine hervorragende Regiearbeit, die ich in einem Atemzug angesehen habe. Ich hoffe, dass bei den Dreharbeiten keine Tiere zu Schaden gekommen sind."

Opfer wurde angeblich zurückgeschickt

Der Ermordete nannte sich Jewgeni Nuschin. Er saß wegen Mordes in Haft, bevor er sich bereit erklärte, für die Wagner-Gruppe zu kämpfen. Die Häftlinge hat Prigoschin häufig selbst angeworben. Mit einem Hubschrauber ließ er sich einfliegen und forderte die Inhaftierten auf, ihren Teil zur Verteidigung des Vaterlandes beizutragen.

Nuschin nahm das Angebot an, soll sich aber im September zur ukrainischen Seite abgesetzt haben. Die ukrainischen Streitkräfte zeigten Videos mit ihm. In einem Clip beschrieb er die schlechten Bedingungen, unter denen Soldaten in der russischen Armee und der Wagner-Truppe zu leiden hätten. Diese Kooperation rettete Nuschin aber anscheinend nicht das Leben.

Angeblich wurde der Deserteur im Rahmen eines Gefangenenaustauschs wieder an Russland übergeben. Ob es zu dem Austausch tatsächlich kam und was der Grund dafür sein könnte, ist unklar. Die Regierung in Kiew hat zu den Vorwürfen bislang noch keine Stellung bezogen. Sicher ist jedoch, dass Nuschin wieder auf der "falschen" Seite auftauchte, wo er ermordet wurde. 

Das Video seiner Ermordung wurde offenbar mit der Absicht veröffentlicht, um alle, die in Versuchung kommen, zu desertieren, abzuschrecken. Die Wagner-Gruppe hatte schon in der Vergangenheit erklärt, dass Deserteure hingerichtet werden. In einem ihrer offiziellen Telegram-Kanäle wurde das Video des Mordes als "Hammer der Vergeltung" bezeichnet. Der Vorschlaghammer ist vor einiger Zeit zum Erkennungszeichen der Gruppe geworden.