Wahlen in Großbritannien Denkzettel mit Ansage

Der Niedergang Blairs begann mit der Beteiligung Großbritanniens am Irak-Krieg. Nach den Kommunalwahlen muss sich das Land jetzt entscheiden: Blair oder Neuanfang?

Es ist ein Denkzettel mit Ansage. Mit langer Ansage. Das Ende der Ära Blair begann spätestens, als der britische Premier mehrere Millionen Demonstranten ignorierte, die auf den Straßen Großbritanniens eine Beteiligung der Briten am Irak-Krieg zu verhindern suchten. Das haben ihm seine Wähler nie wirklich verziehen.

Bei den Unterhauswahlen im vergangenen Mai verlor Tony Blair 47 Sitze. Zwar hatte er auch einige Wahlkreise hinzugewonnen, aber nur, weil er vorher angedeutet hatte, nicht mehr bis zum Ende der Legislaturperiode durchhalten zu wollen.

Damit schöpften diejenigen Hoffnung, die in der Labour-Partei endlich neue Zeiten herbeisehnen - Zeiten, gefüllt mit Debatten über politische Inhalte und nicht über das persönliche Weltbild eines Politikers, der zunehmend den Kontakt zu seinem Volk verloren hat.

Wird sich die "andere" Labour-Partei jetzt durchsetzen?

Das Minister-Karussell, das Blair nach den schlimmsten Ergebnissen seiner Partei seit dem Falkland-Krieg 1982 jetzt in Bewegung gesetzt hat, bleibt unnötige Kosmetik. Es war nicht ein (weiterer) Sex-Skandal im Blair-Kabinett, der Labour zur dritten Partei hinter den Tories und den Liberalen reduziert hat. Blairs Partei verlor 200 Ratssitze, allein in zehn Londoner Rathäusern ändern sich die Machtverhältnisse. Jetzt kommt es darauf an, ob sich die "andere" Labour-Partei durchsetzt: Die politischen Freunde des bärbeißigen Gordon Brown, der für eine bodenständigere und ehrlichere Labour-Politik steht. Über diesen Umschwung sollte die Partei lieber früher als später entscheiden. Denn die Fähigkeit des ehemals so leuchtenden Vorsitzenden Blair, die Wähler zu überzeugen, schrumpft inzwischen stündlich.

Der Tory-Vorsitzende fällt nur mit Hochglanzfotos auf

Wenn Labour sich endlich in die Ära nach Blair aufmacht, wird es spannend in der politischen Szene Großbritanniens. Dann nämlich wird sich zeigen, ob die Briten nur nach einem neuen Blair suchen - und dann der Tory-Vorsitzende David Cameron zum Darling wird. Im Moment fällt der vor allem mit öffentlichkeitswirksamen Glanzfotos auf: in der Arktis, auf seinem Fahrrad, mit Kind und Frau oder in schöner englischer Landschaft. Aber nicht wirklich mit einer neuen Politik.

Oder aber, ob die Wähler nach fast zehn Jahren Blair-Show dem Mann die Macht geben, der maßgeblich verantwortlich ist für den wirtschaftlichen Aufschwung unter Labour - und ebenso bekannt dafür ist, dass er überaus selten für die Kamera lächelt: dem Schatzmeister Gordon Brown.