Eine Stunde vor? Oder eine zurück? Und wird es jetzt morgens heller oder dunkler? Oder abends?
Zwei Mal im Jahr stellen sich die Menschen in Deutschland und Europa diese Fragen, wenn es mal wieder heißt: Zeitumstellung! Jetzt ist es am 26. März wieder so weit. Die Zeiger werden um eine Stunde nach vorne gestellt.
Zeitumstellung. Für viele Menschen in Deutschland ein leidiges Thema. Es gibt Facebook-Gruppen mit Zehntausenden Mitgliedern, die eine Abschaffung der Zeitumstellung fordern. In den Kommentarspalten sehnen sich die Bürgerinnen und Bürger nach einem Ende dieser Praxis. Es nerve, man komme aus dem Rhythmus, sei ausgebrannt und müde dadurch.
Mehrheit der Deutschen und Europäer gegen Zeitumstellung
Die Mehrheit der Deutschen befürwortet laut einer Umfrage die Abschaffung der Zeitumstellung. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov sprachen sich drei Viertel der Befragten dafür aus. Nur 18 Prozent sind für ein Beibehalten des Zeigerdrehens.
Und einer aktuellen Umfrage der Krankenkasse DAK zufolge berichtet ein Viertel der Befragten auch über gesundheitliche Auswirkungen der Zeitumstellung, darunter Müdigkeit, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen. Bei einer von vier Personen halten die Symptome sogar bis zu einem Monat an.
Das Thema ist irgendwann auch bei der Europäischen Union in Brüssel aufgelaufen. 2018 wurde eine EU-weite Umfrage durchgeführt. 4,6 Millionen Menschen in den damals noch 28 Mitgliedsstaaten antworteten darauf – und das Ergebnis war glasklar: 84 Prozent wollten ein Ende der Zeitumstellung. Übrigens: Drei Millionen der Befragten kamen aus Deutschland.
EU wollte Zeitumstellung abschaffen. Bis heute ist das nicht passiert
Im September desselben Jahres legte die EU-Kommission dann einen Vorschlag vor: 2019 sollte die Zeitumstellung in Europa beendet werden. Den Mitgliedsländern sollte die Freiheit gegeben werden zu entscheiden, ob sie dauerhaft die Sommer- oder Winterzeit anwenden wollen.
"Nach einer Bewertung der bestehenden Regelung für die Umstellung der Jahreszeiten kam die Kommission zu dem Schluss, dass die Mitgliedstaaten am besten in der Lage sind, selbst zu entscheiden, ob sie die Sommer- oder Winterzeit beibehalten wollen, um eine Fragmentierung zu vermeiden", sagte der EU-Kommissionssprecher Adalbert Jahnz auf Nachfrage dem stern.

Im März 2019 befürwortete das Europäische Parlament den Vorschlag der Kommission und die Beendigung der saisonalen Zeitumstellung bis 2021.
Doch jetzt, im Jahr 2023, ist das noch immer nicht passiert. Was ist da los?
Dissens unter den EU-Staaten und drängendere Probleme
"Noch sind die Mitgliedstaaten am Zug, denn es ist ihre Aufgabe, im Rat einen gemeinsamen Standpunkt zu finden", sagt Jahnz.
Und darin liegt der Kern des Problems: Ein Flickenteppich soll vermieden werden, aber innerhalb der EU gibt es Unstimmigkeiten darüber, welche Zeit nun gelten soll – Normalzeit bzw. Winterzeit oder die Sommerzeit? Wie sollen die Regierungen der jeweiligen Länder das alles regeln? Manche EU-Staaten sind auch für die Beibehaltung des jetzigen Systems.

Zudem haben andere Probleme das Thema Zeitumstellung überschattet und zurückgedrängt: Brexit, die Corona-Pandemie und zuletzt der Krieg Russlands gegen die Ukraine und seine Folgen.
Die ursprünglichen Pläne liegen daher nun erst einmal auf Eis. Die kommende Umstellung am 26. März wird wahrscheinlich nicht die letzte sein. Die Zeit wird zeigen, wann endgültig Schluss ist mit der Umstellung der Zeit.
Weitere Quellen: Nachrichtenagenturen DPA und AFP, "The Local"