US-Präsident Barack Obama hat nach einem Bericht des "Wall Street Journal" dem Iran Interesse an einer möglichen Zusammenarbeit im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) signalisiert. Er habe bereits Mitte Oktober einen geheimen Brief an den obersten Führer in Teheran, Ajatollah Ali Chamenei, geschrieben.
Voraussetzung einer Zusammenarbeit sei allerdings eine Einigung bei den gegenwärtigen Verhandlungen im Atomstreit mit Teheran. Die Zeitung beruft sich auf namentlich nicht genannte Quellen.
In Washington gibt es zwar seit längerem Spekulationen, dass Iran und die USA ihre Kräfte im Kampf gegen die IS bündeln könnten. Hintergrund: Die meisten Iraner sind Schiiten, die Terrormilizen gehören der sunnitischen Glaubensrichtung des Islam an.
Die Bekämpfung der Terrormiliz - die in Nahost ein großes Kalifat aufbauen will - gehört auch zu den strategischen Zielen Teherans. Die USA bombardieren seit Wochen IS-Stellungen in Syrien und im Irak. Wie am Donnerstag bekannt wurde, will Obama den Kongress um weitere 3,2 Milliarden Dollar, umgerechnet rund 2,5 Milliarden Euro zur Finanzierung der Luftangriffe bitten. Laut dem Pentagon kostet der Einsatz gegen die Dschihadisten in Syrien und im Irak, bei dem in den vergangenen Wochen hunderte Luftangriffe geflogen wurden, täglich 8,3 Millionen Dollar.
Unabhängige Analytiker sagen jedoch, dass die wahren Kosten höher liegen, wenn auch die Kosten für die zahlreichen Aufklärungsflüge miteinbezogen werden. Das nun beantragte Geld soll die Kosten für die benötigten Bomben und Raketen decken und für die Ausbildung und Bewaffnung der irakischen Armee genutzt werden sowie die Kosten für die rund 600 US-Militärberater decken, die mit irakischen und kurdischen Truppen in Bagdad und Erbil arbeiten, sowie für die rund 800 US-Soldaten, die zum Schutz der Botschaft und des Flughafens in der irakischen Hauptstadt stationiert sind.
Es gab schon erste Gespräche
Das Weiße Haus wollte am Donnerstag zu dem Bericht Stellung zunächst nicht Stellung nehmen. Regierungssprecher Josh Earnest sagte, er könne nichts zu "privaten Korrespondenzen" des Präsidenten sagen. Earnest betonte allerdings, die USA würden im Kampf gegen die Terrormilizen nicht militärisch mit dem Iran zusammenarbeiten. Man gebe auch keine Geheimdiensterkenntnisse weiter.
Allerdings räumte Earnest ein, dass es hinter den Kulissen Gespräche gegeben habe. So sei das Thema unlängst am Rande der Atomverhandlungen in Wien angesprochen worden.
Die Atomgespräche in Wien zwischen den Westmächte und dem Iran treten derzeit in ihre heiße Phase. Am 24. November läuft die Frist zu einer Einigung ab. Allerdings ist bereits von einer möglichen Verlängerung die Rede.
Der Westen will sicherstellen, dass der Iran keine Atomwaffen baut und sein Nuklearprogramm zurückfährt. Mit dem Iran verhandelt die sogenannten 5+1-Gruppe, das sind die USA, China, Russland, Frankreich, Großbritannien und Deutschland.