Grenze zwischen Polen und Belarus Auch Putin schickt Soldaten: Die Situation an EU-Außengrenze wird zum Pulverfass

Nils Kreimeier
Ein russisches Tu-160-Flugzeug auf einem Flugplatz, bevor es im belarussischen Luftraum auf Patrouille geht
Ein russisches Tu-160-Flugzeug auf einem Flugplatz, bevor es im belarussischen Luftraum auf Patrouille geht
© Picture Alliance
Manche nennen sie ein "humanitäres Problem", Menschen wie Jake und Ahmad, die sich eben gerade vor Kälte und Hunger nach Polen retten konnten. An der Ostgrenze der EU prüfen die Autokraten Lukaschenko und Putin, wie weit sie gehen können. Wachen die Europäer endlich auf?

Autos verheißen nichts Gutes, das hat Jake* in den vergangenen Wochen gelernt. Eben hat der junge Mann, der von sich sagt, er komme aus Nigeria, noch erzählt, von seinen Plänen, Profifußballer zu werden, von seinen Stärken auf dem Platz. Dann ist er plötzlich verstummt. Motorengeräusch dringt durch den Wald. Jakes Augen werden groß und ängstlich. Er weiß: Jederzeit können polnische Grenzschutztruppen auftauchen. Zweimal haben sie ihn schon entdeckt und zurückgeschickt über die Grenze nach Belarus. Zweimal schon ist sein Traum von einem besseren Leben in Europa geplatzt auf den allerersten Metern in der EU. Nun schon wieder? Jake lauscht gespannt. Erst als das Motorengeräusch sich entfernt, wird er wieder ruhig. Zu hören ist jetzt nur noch der Wind, der in den Wipfeln der Fichten rauscht.

Erschienen in stern 47/2021