Bundestagswahl "Ihr habt echt den Knall nicht gehört" – CDU-Abgeordnete kritisieren Maaßen-Nominierung

Hans-Georg Maaßen mit CDU-Logo im Hintergrund
Ex-Verfassungsschutz Hans-Georg Maaßen sagt, er wolle den Wahlkreis Suhl "nicht von der Hinterbank vertreten"
© Heiko Rebsch / DPA
Hans Georg-Maaßen ist CDU-Kandidat für die Bundestagswahl. Die Entscheidung in Thüringen löst in der Partei heftige Reaktionen aus. 

Hans-Georg Maaßen wird Bundestagskandidat der CDU. Einen Tag nach der Entscheidung in Thüringen melden sich Kritiker zu Wort. "An die 37 Parteikollegen in Südthüringen: Ihr habt echt den Knall nicht gehört! Wie kann man so irre sein und die christdemokratischen Werte mal eben über Bord schmeißen?", schreibt CDU-Mitglied Serap Güler auf Twitter. Die 40-Jährige sitzt im Bundesvorstandes ihrer Partei, ist Staatssekretärin in Nordrhein-Westfalen und Vertraute von CDU-Chef und Kanzlerkandidat Armin Laschet. Güler ist nicht die einzige, die Anstoß an der Entscheidung für Maaßen nimmt. In der CDU rumort es.

Gleich mehrere hochrangige CDU-Mitglieder meldeten sich am Samstag zu Wort. Besorgnis, Irritation und sogar Wut kommen zum Ausdruck. Hans-Georg Maaßen ist eine Randfigur im demokratischen Spektrum, mit dem die meisten Christdemokraten wenig gemein haben", sagte CDU-Bundesvorstandsmitglied Karin Prien den Zeitungen der "Funke"-Mediengruppe. Wie viele andere auch forderte sie eine deutliche Abgrenzung des Kandidaten von der AfD.

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Von einer "unfassbaren" Entscheidung spricht der CDU-Europaabgeordnete Dennis Radtke. "Es geht um die Frage ob jemand, der die eigene Partei offen bekämpft hat, die Brandmauer nach rechts durchlöchert, für uns ins Parlament soll?", schrieb der Bochumer auf Twitter. Er zog Parallelen zu der Rechtsausrichtung der konservativen Republikaner in den USA und warnte vor einer "Teapartysierung" seiner Partei.

CDU-Generalsekretär schließt AfD-Zusammenarbeit aus

CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak versuchte, die Gemüter zu beruhigen. Vor allem im Hinblick auf eine mögliche Koalition mit der AfD nach der Wahl im September. "Jede Zusammenarbeit mit dieser Partei ist ausgeschlossen", stellte er klar. Ziemiak verwies darauf, dass die Entscheidung in Thürnigen demokratisch zustande gekommen sie und diese somit akzeptiert werden müsse.  Thüringens CDU-Landeschef Christian Hirte gratulierte Maaßen nach der Wahl: "Ich erkenne an, dass Maaßen die Mehrheit vor Ort von sich überzeugen konnte und respektiere das Votum der Delegierten."

Hans-Georg Maaßen mit verschränkten Armen.
© Bernd von Jutrczenka / stern.de
"Nicht in CDU eingetreten, damit Araber nach Deutschland kommen" – Wer ist eigentlich Hans-Georg Maaßen?

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ließ kein gutes Haar an der Entscheidung und griff den aktuellen Koaltionspartner an. "Die Nominierung von Herrn Maaßen ist sicherlich ein schlechter Tag für die CDU, aber leider auch für uns alle", sagte Scholz auf Nachfrage von RTL/ntv. Und weiter: WDie CDU hat ein großes Problem, sie hat keinen Plan für die Zukunft. Deshalb hat sie Schwierigkeiten mit Leuten, die weggehen von dem, was wir für einen Zusammenhalt in Deutschland brauchen."

Der ehemalige Chef des Bundesverfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen gehört dem rechten Flügel der Partei an und war am Freitag von vier CDU-Kreisverbänden in Thüringen mit großer Mehrheit zum Kandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis 196 (Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen-Sonneberg) nominiert worden.  Maaßen erhielt bei der Abstimmung der Delegierten 37 von 43 abgegebenen Stimmen. Der umstrittene Ex-Verfassungsschutzpräsident engagiert sich seit längerem am rechten Rand der CDU, er ist Mitglied in der besonders konservativen Werte-Union und tritt für einen harten Kurs in der Migrationspolitik ein. 

mai / dho