"Kalif von Köln" "Ich will mit den Deutschen in Frieden zusammenleben"

Der freigelassene Islamistenführer Metin Kaplan hat in einem Interview der Gewalt abgeschworen. Der als "Kalif von Köln" bekannt gewordene Kaplan hält sich nach Vermutungen der Behörden in seinem früheren Wohnort Köln auf.

Der seit seiner Haftentlassung in der vergangenen Woche verschwundene Islamistenführer Metin Kaplan hat in einem Interview der Gewalt abgeschworen. Er sei immer gegen die Anwendung von Gewalt und Auseinandersetzungen gewesen, bei denen Menschen verletzt oder gar getötet würden, sagte der als "Kalif von Köln" bekannt gewordene 50-Jährige aus einem Versteck heraus dem ARD-Politmagazin "Report", wie der Südwestrundfunk am Montag berichtete. "Ich will mit den Deutschen in Frieden zusammenleben." Seit seiner Freilassung am vergangenen Dienstag ist Kaplan mit seiner Familie verschwunden.

Gerichtliche Auflagen für Kaplan

Der Islamist muss vom kommenden Freitag an die gerichtliche Auflage erfüllen, sich bei der Polizei zu melden, wie eine Sprecherin der Kölner Stadtverwaltung sagte. Am vergangenen Freitag hatte die zuständige Ausländerbehörde in der Domstadt vergeblich versucht, dem 50-Jährigen in seiner Wohnung sowie in seiner türkischen Gemeinde ein Reiseverbot zuzustellen, das von der Stadtverwaltung verfügt worden war.

"Wir wissen nicht, ob er noch hier wohnt. Jedenfalls haben wir ihn nicht angetroffen", sagte die Sprecherin. Bei der Kölner Polizei gab man sich unterdessen gelassen. "Das ist kein polizeiliches Problem", sagte ein Behördensprecher und verwies auf das Oberlandesgericht in Düsseldorf. Das hatte für Kaplan am 24. März dieses Jahres eine fünfjährige Führungsaufsicht für die Zeit nach seiner Haftentlassung angeordnet.

Konkret bedeutet dies, dass der "Kalif von Köln" einen Bewährungshelfer an die Seite gestellt bekommen muss, sollte er in Deutschland bleiben. Das Oberlandesgericht hatte zudem angeordnet, dass sich Kaplan jeder Tätigkeit für den inzwischen verbotenen und früher von ihm geleiteten "Kalifatstaat" enthalten muss.

Den deutschen Richtern und Allah für seine Freiheit dankbar

In dem ARD-Magazin erklärte Kaplan, viele Aussagen, die er im Laufe der Jahre als Führer des inzwischen verbotenen Kalifatstaats gemacht habe, seien falsch interpretiert worden: "So gelte ich heute als gefährlicher Mann, der ich nicht bin." Er sei "Allah dankbar, dass er mir meine Freiheit gewährt hat - und auch den deutschen Richtern". In Zukunft wolle er in seinem Beruf als islamistischer Gelehrter tätig sein und akzeptieren, "dass der Kalifatstaat nach deutschem Recht verboten ist".

Die Düsseldorfer Richter hatten am Dienstag vergangener Woche die Entlassung des 50-Jährigen aus der Haft angeordnet. Der Islamist hatte eine vierjährige Haftstrafe wegen Aufrufs zur Tötung abgesessen, die im März abgelaufen war. Nachdem die Türkei Mitte Januar die Überstellung Kaplans beantragt hatte, war er in Auslieferungshaft geblieben.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!

Reiseverbot bis September

Das Gericht erklärte dagegen die Auslieferung für unzulässig, weil in dem türkischen Verfahren möglicherweise Aussagen verwertet würden, die unter Folter zu Stande gekommen seien. Die Entscheidung stieß in Deutschland und der Türkei auf heftige Kritik. Nach dem von der Stadt Köln erlassenen Reiseverbot, das bis September dieses Jahres befristet ist, darf sich Kaplan nur noch innerhalb der Stadtgrenzen aufhalten.

DPA

Mehr zum Thema