Mecklenburg-Vorpommern Woher die AfD-Wähler kommen und wo die Partei besonders stark ist

Aus dem Stand 20,8 Prozent - die AfD hat in Mecklenburg-Vorpommern aufhorchen lassen. Wie das möglich war, ist die Frage, die die etablierten Parteien am Tag nach der Landtagswahl umtreibt. Die Zahlen zeigen: Die Zustimmung zur "Alternative" kommt aus allen politischen Lagern.

Keine Frage: Auch wenn die SPD um Ministerpräsident Erwin Sellering erneut zur stärksten Kraft im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern gewählt wurde, die eigentliche Wahlsiegerin im Bundesland an der Ostsee ist zweifelsfrei die AfD. Mit 20,8 Prozent erzielte die "Alternative" das zweitbeste "Aus-dem-Stand"-Ergebnis einer Partei in der bundesdeutschen Wahlgeschichte. Nur die AfD in Sachsen-Anhalt war im März dieses Jahres noch erfolgreicher und wurde mit 24,3 Prozent ebenfalls zweitstärkste Kraft (dort hinter der CDU). Inzwischen ist die rechtspopulistische Partei in neun Landesparlamenten vertreten. In zwei Wochen wird in Berlin gewählt und nach aktuellen Umfragen wird die AfD auch in der Bundeshauptstadt in das Abgeordnetenhaus einziehen.

Nicht nur in diesen Ergebnissen zeigt sich, dass es eine bereite Zustimmung zur AfD im Land gibt. Auch die Wählerwanderung in der MV-Wahl vom Sonntag gibt Auskunft darüber, dass es keine bestimmte Gruppe gibt, die sich zur "Alternative" hingezogen fühlt. Vor allem konnten die Rechtspopulisten Nichtwähler motivieren, ihre Stimme abzugeben. Doch gibt es Zulauf auch aus allen anderen Parteien. Bemerkenswert dabei: Die SPD, die wieder stärkste Kraft im Schweriner Landtag wurde, musste dennoch prozentual mit 17 Prozent knapp die größte Gruppe an die AfD abgeben. Danach erst folgt die rechte NPD (16 Prozent), für die die Wählerwanderung das Ausscheiden aus dem Landtag bedeutete, und die CDU (15 Prozent). Diese Zahlen hat die Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF ermittelt:

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Twitter / X integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Ein ähnliches Bild zeigen die Zahlen von Infratest dimap für die ARD:

AfD gewinnt drei Wahlkreise im Osten

Zum Erfolg der AfD gehört auch, dass sie in drei Wahlkreisen sogar das Direktmandat erzielen konnte. Die Kreise Vorpommern-Greifswald II, III und V liegen im Osten des Bundeslandes. Besonders überzeugend siegte AfD-Kandidat Ralp Weber, der den Kreis Vorpommern-Greifswald III mit 35,3 Prozent der Erststimmen für sich entschied. Dort siegte die AfD zudem deutlich mit 32,3 Prozent der Zweitstimmen vor SPD (18,8) und CDU (17,7). Gewinner von Wahlkreisen ziehen in jedem Fall ins Parlament ein, selbst dann, wenn die eigene Partei nicht die Fünf-Prozent-Hürde überspringt. Ein Problem, das die "Alternative" bei dieser Wahl natürlich nicht hatte.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!

So hat die Wahl in Mecklenburg-Vorpommern, dem Stammland von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), einmal mehr überdeutlich gemacht, dass sich alle Parteien mit dem Erfolg der AfD intensiv auseinandersetzen müssen, da die Rechtspopulisten offensichtlich Wählergruppen aller anderen Parteien ansprechen. Ansatzpunkte für die Analyse bietet eine Umfragen von Infratest dimap für die ARD. Drei Antworten, die den etablierten Parteien zu denken geben müssen:

1. "Die AfD versteht besser als andere Parteien, dass sich viele nicht mehr sicher fühlen." (50 Prozent aller Befragten)

2. "Die AfD spricht klar aus, was andere Parteien nicht offen sagen." (100 Prozent der AfD-Wähler)

3. "Die AfD wird vor allem gewählt, um ein klares Zeichen gegen die anderen Parteien zu setzen." (75 Prozent aller Befragten) 

stern Logo
stern Logo
"Das ist 'ne Protestbewegung à la #brexit!"
dho

PRODUKTE & TIPPS

Kaufkosmos