Er bewarb sich auf eine Anzeige, ganz gewöhnlich. Doch gewöhnlich ist der politische Lebenslauf des AfD-Mitarbeiters der Fraktion "Alternative für Baden-Württemberg" im Stuttgarter Landtag nicht. Dietmar-Dominik Hennig blickt auf eine Vergangenheit in rechtsextremen Organisationen zurück. Heute arbeitet er für den Landtagsabgeordneten Anton Baron.
stern-Recherchen zeigen, dass Hennig dem inzwischen aufgelösten Cannstatter Kreis angehörte, den das Landesamt für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg als rechtsextrem einstufte. Außerdem war Hennig Regionalsprecher der rechtsextremen "Deutschland-Bewegung".

"Liberal und patriotisch gehören zusammen"
Der stern rief Hennig Anfang der Woche im Landtag in Stuttgart an und fragte ihn, ob sein Engagement in rechtsextremen Organisationen vereinbar sei mit den Positionen der AfD. "Durchaus", antwortete Hennig, "liberal und patriotisch gehören zusammen." Mehr wollte der Fraktionsmitarbeiter nicht sagen.
Sein Chef, der Landtagsabgeordnete Anton Baron, sagte anschließend zum stern, es sei ihm neu, dass sich sein Mitarbeiter in der Deutschland-Bewegung und im Cannstatter Kreis engagiert habe. Während des Telefonats wies Hennig dann Anton Baron darauf hin, dass ja auch der Professor Mechtersheimer bei der Deutschland-Bewegung gewesen sei, ein Grüner. Offenbar wollte Hennig damit zum Ausdruck bringen, dass die Deutschland-Bewegung keine rechtsextreme Bewegung gewesen sei.
Alfred Mechtersheimer saß zwar bis 1990 tatsächlich als Parteiloser für die linke Öko-Partei im Bundestag. Doch dieser Mann, den Hennig als Referenz nennt, gilt seit den 90er Jahren als Neonazi. Er tauchte mehrfach in den Berichten des Bayerischen Verfassungsschutzes auf. Zeitweise galt Mechtersheimer der Behörde als "einer der wichtigsten Protagonisten rechtsextremistischer Bestrebungen".
Der Fall zeigt, dass die AfD nicht nur im Osten Deutschlands Leute der extremen Rechten anzieht. Das Problem ist der Parteispitze bekannt und wurde auch am Wochenende auf einer gemeinsamen Sitzung von Bundesvorstand und Landesvorsitzenden in Kassel ausführlich diskutiert. Von der Vergangenheit des Mitarbeiters seiner Fraktion dürfte der Parteichef Jörg Meuthen da allerdings noch nichts gewusst haben.
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