Das Atomkraft-Moratorium hat Deutschland offenbar in größerem Maße zum Importeur von Atomstrom gemacht. In der ersten März-Hälfte wären im Saldo täglich im Durchschnitt etwa 3500 Megawattstunden Strom exportiert worden, rein rechnerisch die Kapazität von drei Kernkraftwerken, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Seit dem die alten Atommeiler am 17. März abgeschaltet wurden habe sich das geändert. "Jetzt führen wir im Saldo Strom ein", sagte Kurth. Im Schnitt gehe es um Stromeinfuhren von 2500 Megawattstunden am Tag. Der Importstrom kommt in erster Linie aus den Nachbarländern Frankreich und Tschechien, die beide große Teile ihres Strom aus Kernkraft gewinnen, und aus Polen.
Ob es sich bei den Importen tatsächlich um Atom- oder auch Kohlestrom handle, lässt sich laut Kurth aber nicht sagen: "Das sieht man dem Strom nicht an." Aus Frankreich, das massiv auf Atomkraft setzt, kämen derzeit in der Spitze 3500 Megawattstunden Strom. Auf der Kippe stehe die deutsche Stromversorgung aber nicht. "Unser Bedarf ist gedeckt", sagte Kurth. Das gelte auch, wenn das dreimonatige Moratorium verlängert würde. Die Netze werden von den Betreibern allerdings häufiger als üblich am Rande ihrer Leistungsfähigkeit geführt. Das erfordere eine verstärkte Steuerung von Netzen und Kraftwerken, es gebe Engpässe.
Unter den aktuellen Bedingungen wagte Kurth keine dauerhafte Strompreisprognose. Ein Indiz seien die Preise, die heute für Strom im nächsten Jahr gezahlt werden. Diese seien zuletzt deutlich angestiegen. Auch die Wirtschaftlichkeit von Kraftwerken im Inland würde durch die Preise beeinflusst, was unter Umständen zu vermehrter konventioneller Stromproduktion führen könnte.