Banken-Präsident Breuer Zustand der Banken "besorgniserregend"

Hamburg - Als "besorgniserregend" beschreibt Rolf-Ernst Breuer, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken und Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, den Zustand seiner Branche "Wir haben uns nicht rechtzeitig auf ein globalisiertes Umfeld eingestellt", sagte Breuer in einem Interview im stern. Dies sei "ein Stück weit" auch Selbstkritik, räumte Breuer ein, der von 1997 bis 2002 an der Spitze der Deutschen Bank stand.

Breuer mahnte "weitreichende Reformen" bei den Banken an: "Wir sind zu viele, der deutsche Markt ist total überbesetzt." Es könne künftig nicht mehr in jeder Kleinstadt an jedem Marktplatz fünf verschiedene Bankfilialen geben. Auf die Frage, ob das Entlassungen bedeute, sagte Breuer: "Auch das." Im Aufsichtsrat der Deutschen Bank werde über die Umorganisation bereits "intensiv diskutiert". Wann mit Ergebnissen zu rechnen sei, wollte Breuer nicht präzisieren: "Wir reden hier auch über Arbeitsplätze, das geht in unserem Land sowieso nicht so schnell."

Breuer wollte nicht ausschließen, dass die Deutsche Bank einen möglichen Holdingsitz in Zukunft ins Ausland verlegen könnte: "Deutschland ist nicht der geborene Holding-Standort." Ursache dafür seien zu hohe Steuern und Abgaben und die Mitbestimmung in Aufsichtsräten: "Hieran müssen wir etwas ändern", so Breuer. In jedem Fall werde aber das Privatkundengeschäft in Deutschland bleiben. "Niemand würde auf die Idee kommen, deutsche Privatkunden von Amsterdam oder Jersey aus zu betreuen oder wo immer eine Holding ihren Sitz haben sollte." CDU-Mitglied Breuer sprach sich für die Aufnahme der Türkei in die EU aus: "Wir sollten nicht auf ein 70-Millionen-Volk verzichten und dessen Potenzial." Die CDU kritisierte Breuer für ihre ablehnende Haltung in dieser Frage: "Manchmal leide ich an meiner Partei."

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