Bayern Beckstein spielt auf Risiko

Entweder Ministerpräsident oder gar nichts. Unter dieses Motto hat Bayerns Innenminister Günther Beckstein offenbar seine politische Zukunft gestellt. Bevor er unter Huber als Nachfolger von Edmund Stoiber arbeite, verlasse er lieber den Freistaat.

Bayerns Innenminister Günther Beckstein will nach Angaben von Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann in die Bundespolitik wechseln, falls er nicht Nachfolger von Ministerpräsident Edmund Stoiber wird. Beckstein habe beim Spitzengespräch am Mittwoch erklärt, im Fall der Wahl von Staatskanzleichef Erwin Huber zum Ministerpräsidenten nicht unter ihm arbeiten zu wollen, sagte Herrmann dem "Bayerischen Rundfunk". Beckstein habe angedeutet, in diesem Fall sein Bundestagsmandat wahrnehmen zu wollen. "Das muss man respektieren, denke ich", sagte Herrmann. Dagegen hat Huber vor der CSU-Landtagsfraktion nach Angaben von Teilnehmern bekräftigt, sich auch im Fall seiner Niederlage voll für die Landespolitik einsetzen zu wollen.

Beckstein und Huber bewerben sich für die Nachfolge von Parteichef Stoiber im Amt des Ministerpräsidenten, falls dieser wie geplant als Wirtschaftsminister in eine große Koalition nach Berlin wechselt. Nach einem Spitzentreffen von Stoiber, Beckstein, Huber und Herrmann hatte die Landtagsfraktion zugestimmt, dass die Nachfolge erst nach Billigung eines Koalitionsvertrags in Berlin festgelegt werden soll. Die Entscheidung wird dann voraussichtlich in einer Kampfabstimmung in der Landtagsfraktion am 15. November fallen. Herrmann sagte weiter, er wolle versuchen, unabhängig vom Ausgang der Abstimmung sowohl Beckstein als auch Huber in wichtigen Positionen in Bayern zu halten. Er könne auf beide in der Landespolitik nicht verzichten, sagte er.

"Ich werde kein negatives Wort über Beckstein verlieren"

Huber sprach sich nochmals für einen fairen Wettbewerb zwischen ihm und Beckstein aus. Er werde jedenfalls kein negatives Wort über seinen Kontrahenten sagen, sagte er der "Passauer Neuen Presse". "Und ich glaube auch, dass wir das insgesamt in großer Fairness machen", ergänzte er. Er sei froh, dass es nun einen Fahrplan für die Nachfolgeentscheidung gebe, der von allen in der Fraktion eingehalten werde. Die Kampfabstimmung bezeichnete er als Beweis für die innerparteiliche Demokratie in der CSU.

Stoiber hatte erklärt, keine Empfehlung für einen der beiden Kandidaten abgeben zu wollen, da er beide für hervorragend geeignet halte und zudem mit beiden befreundet sei. Mit dem nun abgesegneten Fahrplan hatte sich Stoiber gegen innerparteiliche Forderungen durchgesetzt, die Entscheidung vorzuziehen. Beckstein wird ein größerer Rückhalt in der Fraktion nachgesagt, während Huber als enger Vertrauter Stoibers eher als der Wunschkandidat Stoibers gilt.

CSU-Landesgruppenchef Michael Glos verteidigte den Kurs Stoibers. Zunächst müsse die CSU auf einem kleinen Parteitag über den Koalitionsvertrag in Berlin befinden, sagte er in der ARD. "Und erst danach zeigt es sich, ob der bayerische Ministerpräsident in ein anderes wichtiges Amt wechseln kann." Es sei normal, dass man ein Amt erst abgebe, wenn man ein anderes bekommen habe.

Reuters
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