CDU Pofalla wird neuer Generalsekretär

Vor einem Jahr löste Ronald Pofalla Friedrich Merz als Vizefraktionschef ab und galt als Notlösung. Nun soll der Finanzexperte als CDU-Generalsekretär Angela Merkel den Rücken freihalten.

Es ist wieder Oktober, Zeit für einen weiteren Karrieresprung für Ronald Pofalla. Im Oktober 2002 war Pofalla Justiziar der CDU/CSU-Fraktion geworden. Im Oktober 2004 rückte er als Nachfolger von Friedrich Merz zum stellvertretenden Fraktionschef auf. Nun soll der 46-jährige Jurist aus dem nordrhein-westfälischen Weeze Generalsekretär der Christlichen Union Deutschlands werden.

Bei seiner Berufung zum Merz-Nachfolger vor genau einem Jahr galt der bis dahin öffentlich kaum profilierte Pofalla noch als Notlösung. Merz war im Streit mit CDU-Chefin Angela Merkel gegangen, der stellvertretende Unionsfraktionschef Wolfgang Schäuble hatte die Übernahme von Merz’ Themengebiet Wirtschaft und Finanzen abgelehnt. In ihrer Not teilte Merkel die Zuständigkeiten und berief Pofalla sowie den ebenso wenig bekannten Finanzfachmann Michael Meister. Inzwischen jedoch scheint Pofalla erste Wahl für Merkel.

Zu viel Personal für zuwenig Posten

Schon im Sommer hatte sie durchblicken lassen, dass Pofalla und der zweite in ihrer Nachwuchsriege, Fraktionsgeschäftsführer Norbert Röttgen, künftig eine "wichtige Rolle" spielen sollten. Nun hat sich der ehemalige Kommunalpolitiker vom Niederrhein auch in einer Situation durchgesetzt, in der es in der CDU eigentlich zu viel Personal für zu wenig Posten gab.

Schon seit 1990 sitzt der Mann mit dem Hang zu prägnanten Hornbrillen im Bundestag. Zuvor war der verheiratete Diplom-Sozialpädagoge und Rechtsanwalt mehr als ein Jahrzehnt CDU-Fraktionschef in seinem Geburtsort Weeze, wo er bis heute wohnt, sowie von 1986 bis 1992 auch Chef der Jungen Union Nordrhein-Westfalen.

Bei seiner Entscheidung, Bundespolitik zu machen, spielte der Fall der Mauer 1989 eine wichtige Rolle, wie er selbst bekennt. "Mit großer Freude habe ich die friedliche Revolution und den Untergang der kommunistisch-sozialistischen Diktatur im Osten Deutschlands erlebt", schreibt er auf seiner Internetseite.

Als großes politisches Vorbild nennt er den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl, unter anderem, weil er sich für die deutsche und die europäische Einheit eingesetzt habe. Ganz allgemein bekennt sich Pofalla zur Reformpolitik, damit das bundesdeutsche System "den neuen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gewachsen ist".

Als Generalsekretär wird Pofalla allerdings weniger die Politik mitgestalten können. Vielmehr muss er die Linie seiner Vorsitzenden Merkel nach außen vertreten und den Laden für sie zusammenhalten, während sein Vorgänger Volker Kauder in der Bundestagsfraktion dieselbe Aufgabe angeht. An beider Loyalität und Durchsetzungskraft hat Merkel offenbar keinen Zweifel. Ob Pofalla, der als Direktkandidat für den Wahlkreis Kleve stets respektable Ergebnisse für die CDU einfährt, in seinem neuen Job weiter auch als Rechtsanwalt tätig sein kann, darf bezweifelt werden.

AP
Verena Schmitt-Roschmann/AP