Christian Wulff Dritter Anlauf des "jungen Wilden"

Es ist seine letzte Chance, Ministerpräsident zu werden. Eine vierte, das weiß der 43-Jährige selbst, wird ihm seine Partei nicht geben.

Zwei Mal hat er es schon versucht, und zwei Mal ist er gescheitert: Die Landtagswahl am 2. Februar ist für Niedersachsens CDU-Vorsitzenden Christian Wulff die dritte und wohl letzte Chance, Ministerpräsident zu werden. Eine vierte Chance, das weiß der 43-Jährige selbst, wird ihm seine Partei nicht geben.

"Denkzettel"-Wahl für Rot-Grün

1994 und 1998 erwies sich der damalige Ministerpräsident und heutige Kanzler Gerhard Schröder (SPD) als eine Nummer zu groß. Mit 35,9 Prozent fuhr die CDU unter Wulffs Führung 1998 ihr schlechtestes Ergebnis seit 1959 ein. Trotzdem war seine Position als Partei- und Fraktionschef im Landtag ungefährdet. Bei der jüngsten Bundestagswahl schnitt die CDU mit 34,5 Prozent zwar noch schlechter ab. Doch seitdem ist Bewegung in die politische Landschaft gekommen.

Gestützt vom Unmut der Bürger über Rot-Grün in Berlin, lag die CDU bei einer Dezember-Umfrage bei 45 Prozent. Wulff setzt voll auf den bundespolitischen Trend. Er will den 2. Februar zur "Denkzettel"-Wahl für Rot-Grün in Berlin machen. Seine Botschaften sind eingängig: "Rot-Grün kostet Arbeitsplätze. Rot-Grün kostet Geld. Rot-Grün kostet Zukunft. Rot-Grün kostet Nerven."

Der bundespolitische Rückenwind kommt dem Juristen aus Osnabrück gerade recht. Ursprünglich wollte die CDU ihn nach Schröders Abgang von der landespolitischen Bühne als frische Alternative zu einem verbrauchten Regierungschef Gerhard Glogowski (SPD) aufbauen. Das scheiterte aber, als der Schröder-Nachfolger sein Amt affärenbedingt schon 1999 wieder verlor. Der amtierende Regierungschef Sigmar Gabriel ist sogar noch drei Monate jünger als der CDU-Mann.

Wenig übrig geblieben ist von Wulffs Image als «junger Wilder». Einst galt er als Anführer jener Nachwuchspolitiker in der CDU, die gerne mal gegen die eigene Parteiführung aufmuckten. Heute wägt Wulff seine Positionen bedächtig ab. Parteichefin Angela Merkel kann sich ebenso auf seine Loyalität verlassen wie im Bundestagswahlkampf Kanzlerkandidat Edmund Stoiber.

Politische Heimat: Niedersachsen

Mehrfach wurde in der Vergangenheit über einen Wechsel Wulffs in die Bundespolitik spekuliert. Seine Antwort lautete stets: "Meine politische Heimat liegt in Niedersachsen." In der Bundespartei, in der er seit November 1998 stellvertretender Vorsitzender ist, hat er sich vor allem in der Sozial- und Rentenpolitik einen Namen gemacht.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick

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Wulff ist verheiratet und Vater einer neunjährigen Tochter. Er liebt Süßigkeiten und italienische Pasta und hält sich mit Squash und Basketball fit. Zu seinen in der Öffentlichkeit weniger bekannten Seiten gehört das Engagement als Schirmherr der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft.

DPA