Die innerparteiliche Kritik an CSU-Chef Edmund Stoiber wird immer schärfer. Der ehemalige Parteichef Theo Waigel sagte in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung, Stoiber habe schwerste politische Fehler gemacht. "Er hat der Partei viel zugemutet - wahrscheinlich zu viel", wird Waigel zitiert.
Der Chef des CSU-Kreisverbandes im nordbayerischen Kronach, Joachim Doppel, forderte Stoiber offen zum Rücktritt auf. "Stoiber wird nicht mehr ernst genommen, hat seine Autorität verloren und Vertrauen verspielt", so Doppel ebenfalls in der "Bild". Der CSU-Landesgruppenchef und designierte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos rechnet dagegen nicht mit einem Sturz des bayerischen Ministerpräsidenten. "Stoiber kämpft und kann seine politische Gestaltungskraft auch von München aus einbringen", sagte Glos im ZDF.
Nach den Querelen um Stoiber fordert die Junge Union Bayern eine Kabinettsumbildung spätestens im kommenden Jahr. "Die Generation, die 1974 in den Landtag kam und jetzt die Regierung stellt, signalisiert nicht mehr den Aufbruch für die Zukunft", sagte JU-Chef Manfred Weber in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur DPA.
So habe das bayerische Kabinett ein Durchschnittsalter von 58,5 Jahren, rechnete der Vorsitzende der CSU-Nachwuchsorganisation vor. "Wenn die CSU ihre Erfolgsstory mit dauerhaft absoluten Mehrheiten in Bayern weiterschreiben will, braucht sie eine personelle Erneuerung."
Weber übte zwar deutliche Kritik an Stoiber, wies ihm aber weiter eine zentrale Rolle zu. "Edmund Stoiber hat zwar Fehler gemacht. Aber nur er hat die Integrationskraft, die CSU personell und inhaltlich zu erneuern", sagte Weber. Der Ministerpräsident solle die Partei deshalb auch 2008 nochmals als Spitzenkandidat in die Landtagswahl führen.
Gleichwohl warf Weber dem CSU-Chef gravierende Fehler vor. "Bei vielen Bürgern ist der Eindruck entstanden, dass die eigene Person vor die Sachfragen gestellt wird." Das gelte sowohl für Stoibers Hin und Her um ein Ministeramt in Berlin wie auch für die vorgeschlagenen Minister Horst Seehofer (Agrar) und Michael Glos (Wirtschaft). "Wir können junge Menschen nicht für Politik begeistern, wenn sie den Eindruck haben, dort geht es zu wie auf einem Basar."