Edathy-Affäre Oppermann-Vertraute springt Michael Hartmann bei

Verblüffend: Die SPD-Spitzenpolitikerin Christine Lambrecht sieht keinen Grund, an den Aussagen des Abgeordneten zu zweifeln. Zuletzt klang die SPD anders. Hartmann selbst hat sich krank gemeldet.

Der SPD-Abgeordnete Michael Hartmann steht nach zahlreichen Zeugenaussagen im Untersuchungsausschuss des Bundestages als wenig glaubwürdig dar. Zuletzt verweigerte er kurzfristig die Aussage vor dem Gremium, das die Edathy-Affäre aufklären und die Frage beantworten soll, von wem Edathy frühzeitig von Ermittlungen gegen ihn informiert worden ist. Hartmann ist zudem inzwischen auch selbst ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten.

Vor diesem Hintergrund überrascht, was eine Spitzenpolitikerin der SPD heute in Berlin erklärte. Christine Lambrecht, Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, sagte bei einem Pressefrühstück: "Ich habe keinen Grund, an der Aussage von Herrn Hartmann zu zweifeln."

Der Satz ist bemerkenswert, denn was Christine Lambrecht der Öffentlichkeit mitteilt, dürfte der Einschätzung des SPD-Fraktionsvorsitzenden nicht widersprechen – Lambrecht ist eine enge Vertraute Thomas Oppermanns. Der Fraktionsvorsitzende selbst betonte am Dienstag in einem Hintergrundgespräch mit ausgewählten Journalisten erneut, er werde sich vor seiner Aussage als Zeuge im Untersuchungsausschuss nicht zur Sache äußern. Statt seiner sprach nun Christine Lambrecht.

SPD-Parteichef Sigmar Gabriel hatte Hartmanns plötzliches Schweigen zuletzt bedauert und kritisiert. Als glaubwürdig bezeichnete den Mainzer Abgeordneten in seiner Partei kaum mehr jemand. Die Einlassung der Parlamentarischen Geschäftsführerin Lambrecht kann man daher als Richtungswechsel werten: Offenbar versucht die SPD wieder, Hartmann öffentlich zu stützen. Hartmanns Glaubwürdigkeit ist für die Partei von großer Bedeutung; er ist derjenige, der der Schilderung Sebastian Edathys fundamental widersprach. Sagte Hartmann die Unwahrheit, hat auch Thomas Oppermann ein Problem.

Hartmann selbst hat sich derweil krank gemeldet. Er ist bis zum 10. März arbeitsunfähig, teilte Christine Lambrecht heute mit.